Mittwoch, 1. August 2018

Durchbruch: kein Tanzbär und kein "Gallertprinz" mehr im 23. Parkinson-Jahr

Nun geht es aber holterdipolter mit den rasend schnellen Veränderungen der motorischen Kompetenzen des Bloggers im Zuge der voran schreitenden kognitiven Restrukturierung:

Es begann um 9 Uhr. Anstatt danach zu suchen, wie ein Ersatz des verbogenen Sonnenschirms auf dem Balkon beschafft werden könnte, ging der Blogger auf den Balkon, ergriff den demolierten Sonnenschirm, bog zwei Speichen zurecht und fügte deren Enden in die hierfür vorgesehen Taschen. Das war's. Ende gut.

Heute, am Mittwoch, dem 1.08.2018 von 12 - 12.30 Uhr, machte der Blogger einen "Freigang"
durch das belebte Stadtteilzentrum von Eimsbüttel-Nord: Heußweg, Unna-Park, Osterstraße. insgesamt knapp 1 Kilometer Gehstrecke. Konditionen:

# letzte 25 mg L-Dopa-Medikation um 7 Uhr morgens, 50 mg Amantadin, 1 mg Azilect (nachts um 04 Uhr)
# nach zwei Stunden des Ruhens zwecks Entgiftung/Entzug des Giftes L-Dopa
# begleitet von geeigneter Pflegekraft, die "für den Notfall" den kleinen City-Scooter aus Aluminium in ihrer rechten Hand trug.
Der Blogger ging die gesamte Strecke frei von Geh-Hemmungen und
# ohne die Hand der Pflegerin zu ergreifen.
# Der Muskeltonus ist gegenüber dem Modus III spürbar erhöht. Stimmung: zuversichtlich und voller Gottverttrauen
(Beim Hinsetzen auf den Korbstuhl auf dem Balkon kommt keinerlei unangenehmes Druckempfinden in der Sitzfläche auf.)
Gotthold E. Lessings Der Tanzbär führt sich selbst vor...

Fazit:
Das Nachdenken über nicht bekannte Phänomene ergibt: Es war der neurologische Modus IV gegeben. Der Persönlichkeitsanteil des wahren Bloggers überwog eindeutig. Der immer wieder drohende "anscheinend normale Persönlichkeitsanteil" - scherzhaft als Tarzan bezeichnet - sieht bzw. sah heute kaum noch Land.

Im Vergleich zu den früheren Konditionen:
(1) Gehen an der Hand der Pflegerin
(2) Pflegerint trägt keinen City-Scooter quasi als Rettungsboot bei SOS-Notruf mit sich

fühlt sich die neue Freiheit "von der Kette", mit welcher ein Tanzbär an seiner Nase gehalten wird, phantastisch gut und federleicht an. - Denn selbst die hilfreichste und mitfühlendste Hand vermag es nicht, die Realität zu kaschieren oder zu verbergen: Der Blogger konnte ohne City Scooter und ohne eine hilfreich von einem anderen gereichte Hand keine zehn Meter draußen gehen. - (Tarzan hatte dabei gehofft, dass er von Jane's Ausstrahlung mitbegünstigt würde. Das Gegenteil war und ist der Fall.)

Gallertprinz Qwert leidet unter der Gravitation auf Erden, wird immobil
# Bei geringsten Irritationen setzte früher (beim Geh-Training ohne L-dopa-Medikation) im Modus III, kippend auf Modus II) "schlaffe Lähmung" ein; das Freezing immobilisierte den Körper - wie bei Qwert, dem Gallertprinzen aus der 2364ten Dimension (von Käpt'n Blaubär).

Notabene: ohne L-Dopa-Medikation fühlt sich der Blogger in jeder Nacht wie Qwert Zuiopü: in schlaffer Lähmung.

Mit Mucuna Pruriens (Juckbohne) Natur-L-Dopa schafft der Blogger jede Nacht mit längeren Tiefschlaf -Perioden von ca. 3 Stunden inkl. Träumen. - ohne den Gallertprinzen...

(Übrigens: Die chinesischen Mediziner nennen es "heavy body weight feeling" und kennen die Meridianpunkte für Akupressur und -punktur zur Korrektur. - vgl. hierzu Posts in diesem Blog)

Therapeutische Anmerkung:


Testen sie selbst die therapeutische Dimension des Denkens (Rudy Vandercruysse) durch Interpretation der Fabel Lessings "Der Tanzbär" in Bezug auf einen Parkinson-Patienten.
Vandercruysse meint mit "Denken" nicht das Wiederkäuen von Erlerntem (= samsara), sondern das tastende Suchen nach neuartigen Strömen und Erklärungseinfällen. (Vgl. auch Post vom 30.12.2016
in diesem Blog, und Durchsuchen sie die 200 Posts mit dem Suchwort: steiner  )

Gotthold Ephraim Lessing - "Der Tanzbär

Ein Tanzbär war der Kett` entrissen,
Kam wieder in den Wald zurück,
Und tanzte seiner Schar ein Meisterstück
Auf den gewohnten Hinterfüßen.
"Seht", schrie er, "das ist Kunst; das lernt man in der Welt.
Tut es mir nach, wenn`s euch gefällt,
Und wenn ihr könnt!" - "Geh", brummt ein alter Bär,
"Dergleichen Kunst, sie sei so schwer,
Sie sei so rar sie sei,
Zeigt deinen niedern Geist und deine Sklaverei."

Ein großer Hofmann sein,
Ein Mann, dem Schmeichelei und List
Statt Witz und Tugend ist;
Der durch Kabalen steigt, des Fürsten Gunst erstiehlt,
Mit Wort und Schwur als Komplimenten spielt,
Ein solcher Mann, ein großer Hofmann sein,
Schließt das Lob oder Tadel ein?"



in: Rudy Vandercruysse, Die therapeutische Dimension des Denkens, Stuttgart, 1999

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