"T a g e b u c h d e s B l o g g e r s a u f d e m P f a d d e r R ü c k g e w i n n u n g s e i n e r M o b i l i t ä t " - wird laufend fortgeschrieben ! -
bis zum 13.10.2016 insgesamt 60 007 Blog-Nutzer
Nutzer: parkinson-coaching blogspot.com |
Am 31. Juli 2016 traf es den Blogger wie ein Blitz. Beim Besuch der Ausstellung Friedensreich Hundertwasser "Wege ins Paradies" im Ernst Barlach Museum, Wedel bei Hamburg, fiel sein Blick auf den exponierten Text "Das Recht auf Schöpfung", und aus war es mit sonntäglicher Gemütlichkeit mit ein wenig Kunst-Zeitvertreib. "Ich habe mein Recht auf schöpferische Tätigkeit nicht rechtzeitig erkannt und wahrgenommen! Ja, ich habe verkannt, dass untergehen, regredieren muss, wer dieses Recht nicht gleichzeitig als Pflicht begreift. - Wer nicht mit aller Intensität an sich selbst arbeitet, entwickelt sich rückwärts." Das Ergebnis dieses Gedankengewitters war erwartungsgemäß eine heftige Form von Parkinson-Schüttellähmung trotz bestens eingestellter Levodopa-Medikation morgens um 11.15 Uhr. - Das Ganze wirkt bis heute nach. -
Friedensreich Hundertwasser: Das Recht auf Schöpfung |
Klar war an diesem regnerischen Hochsommertag im Juli 2016, dass sich Hundertwassers "Right to create" auch auf die innere Haltung des Bloggers im Umgang mit seiner Parkinson-Erkrankung bezog. "Ja, du hast das Recht und die Pflicht, dir eigene Gedanken zur Verbesserung deiner Lage zu machen. Du darfst und musst nicht darauf vertrauen, dass die Levodopa-Medikation als "Goldstandard" für alle Parkinson-Patienten gepriesen wird." Traue dir eigene Urteilsfähigkeit zu, entwickele eine eigene Strategie und setze diese umsichtig und achtsam in deine Realität um! - zögere und zaudere nicht, überhaste nichts; aber bleib ein schöpferisch tätiger Mensch hier auf Erden und werde nicht zum Opfer des Systems GESUNDHEITSWIRTSCHAFT!
Zum Nachlesen kommt hier Friedensreich Hundertwassers Textfassung des Rechts auf Schöpfung:
"DAS RECHT AUF SCHÖPFUNG Schöpfung ist die allererste Bedingung des Menschen und sein Ziel. Das Recht auf Schöpfung ist bedeutender als das Recht auf Nahrung. Wenn der Mensch nicht schöpferisch tätig ist oder daran gehindet wird, hört er auf, menschliche Funktionen auszuüben, und er verliert die Berechtigung als höheres Wesen auf dieser Erde anwesend zu sein. Unser wahrer Analphabetismus ist nicht die Unfähigkeit, lesen und schreiben zu können, sondern die Unfähigkeit, kreativ tätig zu sein. Die Kinder, die sogenannten Primitiven und die sogenannten Abnormalen haben ein viel größeres schöpferisches Wissen, bis sie durch Erziehung, Uniformierung und Konventionen ihre Seele verlieren."
Beim Healing Code kam 2013 dieses Otto Dix Bild hoch und sollte ersetzt werden |
Was bedeutet diese Denk-Dusche am Sonntagmorgen jetzt aktuell? - Mit dieser Fragestellung im Sinn stieß der Blogger bei einer Web-Recherche - so nebenbei - auf die sogenannte Pflege-Charta mit den Grundrechten jedes Pflegebedürftigen. - Flugs wurden die hehren Grundsätze deutscher Gesundheitspolitik auf die Problemlage des Bloggers bezogen und auf Verwendbarkeit abgeklopft.
Hier sind erste Ergebnisse dargestellt:
Fall 1:
Im Verlauf ihres Parkinson-Status' stehen alle Patienten vor typischen Krisen, die sie daran hindern halbwegs normale Geh-Bewegungen auszuführen. Wenn solche Blockaden nicht überwunden bzw. systematisch abgebaut werden, gewinnen Gewohnheiten, wie z. B. partieller Rückzug aus der Öffentlichkeit, die Oberhand und gefährden auf Dauer den Grad der Mobilität:
# Sie sind durch eine parkinson-typische Mobilitätsblockade daran gehindert, die Tür zum Eingang eines Hauses, eines öffentlichen Nahverkehrsmittels oder eines Toilettenraumes zu öffnen. (Erste Phase spätestens etwa 6 Jahre nach offensichtlichem Beginn der Erkrankung.)
# Sie wollen in ein Kaufhaus oder in einen großen Supermarkt gehen und stehen im Eingang unbeweglich anderen Passanten im Wege. (Zweite Phase unter Levodopa-Medikation; jedoch mit sog Off-Zeiten der Unwirksamkeit - in heftiger Form spätestens 12 Jahre nach Beginn)
# Sie wollen eine Kirche oder eine Ausstellungshalle betreten, können heftige Sonderbewegungen eines Beines und/oder eines Armes nicht kontrollieren - dabei verfolgen alle Passanten sie scheinbar mit ihren Blicken und betrachten sie kritisch. - Sie können ihren Weg unmöglich fortsetzen. (spätestens nach etwa 15 Jahren seit Beginn der Erkrankung, sogar bei äußerst reduzierter Levodopa-Medikation und zeitweisen Tabletten-"Ferien")
Fall 2:
Verloren gegangene Grade der Mobilität können Parkinson-Patienten - sogar nach dem 15. Jahr der Erkrankung - durch tägliche Geh-Übungen zurück gewinnen. Vgl. hierzu in diesem Blog die Postings vom 30. April 2015, 22. Dezember 2014 und vom 16. August 2014 - zum Teil mit VIDEOS über Gehen ohne jede Medikamente im 17./18. Jahr mit Parkinson. - Die intellektuelle Redlichkeit zwingt zu der Aussage, dass solche "lichten Tage und Wochen" zwar immer wieder möglich sind, dass mit einer sicheren Wiederholung aber nicht gerechnet werden darf! - Immer dran bleiben, heißt diee Devise.
Hier sind ihre Pflegerechte verbürgt: individuelle Betreuung statt 08/15-Verwahrung |
In den vorgenannten Fällen gilt aber: Ohne eine persönliche, gut vorbereitete Begleitungsperson sollte der Patient solche Geh-Ausflüge nicht unternehmen. Die psychischen Folgen von zu erwartenden Off-, Freezing- und Hyperkinese-Attacken sind so negativ, dass sie womögliche positive Wirkungen zunichte machen. (mitten auf einem Zebrastreifen "festgefroren" zu sein - die Fußgängerampel springt von GRÜN auf ROT - und heftig mit den Armen schlotternd zwischen sich vorbei schiebenden Autos zu stehen - dies wird seine Langzeit-Wirkung nicht verfehlen: Verunsicherung, Angst, Isolation in der Wohnung, im Haus oder in der Pflegestelle. So muss es aber nicht enden.
Sie haben das Recht auf Pflegeleistungen, die ihrem persönlichen Bedarf entsprechen. Dazu gehört auch die persönliche Begleitung bei Geh-Übungen außer Haus, wenn dies der Erhaltung ihrer Mobilität und Selbstorganisation dient. Lesen sie hier den Wortlaut der Artikel 4 und 5 der Pflege-Charta, der sich auch die deutsche Bundesregierung und die Krankenversicherungen verpflichtet fühlen:
"Artikel 4: Pflege, Betreuung und Behandlung
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.
Artikel 5: Information, Beratung und Aufklärung
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf umfassende Informationen über Möglichkeiten und Angebote der Beratung, der Hilfe, der Pflege sowie der Behandlung."
Ein Recht zu haben auf eine bestimmte Pflegeleistung heisst dabei nicht, dass sie entsprechende Leistungen stets ohne zusätzliche Entgelte erhalten müssen. - Kalkulieren sie deshalb bitte im Vorhinein entsprechende Zusatzkosten ein, verzichten sie aber nicht auf das viel wichtigere Service-Angebot ihrer Pflegestelle! Eine gesuchte Person zur Begleitung zu finden und zu verpflichten ist für einen alleinstehenden Parkinsonpatienten eine fast unlösbare Aufgabe,
Die Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen:
Artikel 1: Selbstbestimmung und Hilfe zur Selbsthilfe
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Hilfe zur Selbsthilfe sowie auf Unterstützung, um ein möglichst selbstbestimmtes und selbstständiges Leben führen zu können.
Artikel 2: Körperliche und seelische Unversehrtheit, Freiheit und Sicherheit
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, vor Gefahren für Leib und Seele geschützt zu werden.
Artikel 3: Privatheit
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wahrung und Schutz seiner Privat- und Intimsphäre.
Artikel 4: Pflege, Betreuung und Behandlung
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf eine an seinem persönlichen Bedarf ausgerichtete, gesundheitsfördernde und qualifizierte Pflege, Betreuung und Behandlung.
Artikel 5: Information, Beratung und Aufklärung
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf umfassende Informa tionen über Möglichkeiten und Angebote der Beratung, der Hilfe, der Pflege sowie der Behandlung.
Artikel 6: Kommunikation, Wertschätzung und Teilhabe an der Gesellschaft
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht auf Wertschätzung, Austausch mit anderen Menschen und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Artikel 7: Religion, Kultur und Weltanschauung
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, seiner Kultur und Weltanschauung entsprechend zu leben und seine Religion auszuüben.
Artikel 8: Palliative Begleitung, Sterben und Tod
Jeder hilfe- und pflegebedürftige Mensch hat das Recht, in Würde zu sterben.
Mit der Pflege-Charta soll die Situation hilfe- und pflegebedürftiger Menschen verbessert und ihre Position als Verbraucherinnen und Verbraucher gestärkt werden. Erarbeitet wurde die Charta am "Runden Tisch Pflege" (2003-2005). Neben dem Bundesfamilienministerium waren daran unter anderem Länder und Kommunen, Träger von Pflegeeinrichtungen, Wohlfahrtsverbände, private Träger sowie Pflegekassen beteiligt. Hilfebedürftigen und ihren Angehörigen bietet die Charta einen Maßstab zur Beurteilung der Qualität der Pflegeleistungen. Einrichtungen oder ambulante Dienste können ihre Angebote an der Pflege-Charta messen.
P R A X I S - T E S T :
Der Fall des Bloggers im Juli 2016 im 20. Jahr mit Morbus Parkinson
„Zeitenwende“ im
Spät-Parkinsonismus unterstützen:
Laufen oder Joggen
statt Gehen in der Phase mit L-Dopa-Medikation
Gehen üben in Begleitung
in der Phase ohne L-Dopa-Medikation
Laufen oder Joggen
statt Gehen in der Phase mit L-Dopa-Medikation
Gehen üben in Begleitung
in der Phase ohne L-Dopa-Medikation
tägliche Geh-Übungen für 100 % Gehbehinderte, begleitet von einem
Pfleger
Nach 20 Jahren Parkinson wieder Gehen gelernt!
Die Geh-Behinderung besteht in der Summierung verschiedener
parkinson-typischer Symptome, die alle mit einem Zustand enden, in dem die
Beine gehemmt werden Gehbewegungen zu vollziehen:
A. Bewegungsblockaden vor „Barrieren“ (inkl. solche
eingebildeter Art) oder als
Schreck-Reaktion beim Klingeln eines Telefons
B. plötzlicher Absturz der Medikamentenwirkung gegen Ende (
end-of-the-dose) oder kurz vor der geplanten Neudosierung von L-Dopa
C. plötzlich auftretende Off-Zeit (volle Medikation, jedoch
ohne jede Wirkung) nach mehr als 200 mg L-Dopa-Einnahme – ohne erkennbare
Gründe
D. plötzlicher Absturz der L-Dopa-Wirkung in
Streßsituationen, verbunden mit Phobien verschiedener Art, insbesondere
Agoraphobie, Claustrophobie (U-Bahn-Tunnel, automatische Toiletten auf
Autobahn-Raststätten)
E. Heftige Überbewegungen eines Beines und eines Armes, die
den Körper so schwanken lassen, dass Sturzgefahr besteht; für kurze Strecken
hilft ein „lockeres“ Traben dabei, aus dieser Zwangslage heraus zu kommen.
Dies ist die reale Ausgangslage, die individuelle Strategie der halbtäglichen Levodopa-Ferien des Bloggers im Juli 2016:
Dies ist die reale Ausgangslage, die individuelle Strategie der halbtäglichen Levodopa-Ferien des Bloggers im Juli 2016:
24 Uhr – 10 Uhr
mit dieser Medikation:
25 mg L-Dopa/ Stunde
1 mg Azilect pro
Nacht
50 mg Amantadin pro Nacht
|
11 Uhr – 23 Uhr
k e i n e M e d i
k a m e n t e
|
Ereignisse A., B., C., D.
|
Ereignisse A., D., E.
|
mittlere Belastbarkeit beim Gehen auf der Straße, jedoch
unangenehme, steife Bewegungen;
Tragen leichter Taschen ist möglich
|
Geringe Belastbarkeit beim Gehen auf der Straße; im
privaten Garten lockeres Gehen und kurzes Joggen möglich;
Hände müssen frei bleiben,
Tragen auch leichter Taschen unmöglich
|
Gegenmittel bei Gehhemmung: mitgeführten City-Scooter aus
Alu benutzen
|
Bei A. oder E. Geh-Hemmung:
mitgeführter City-Scooter aus Alu nützt nur in der Prävention einer Geh-Hemmung, aber nicht mehr, wenn die Hemmung bereits eingetreten ist. In letzterem Fall mangelt es an ausreichendem Gefühl für das Gleichgewicht. Akute Sturzgefahr ist dann ohne oder auch mit Scooter gegeben.
|
Elektro-Dreirad mit zusätzlichem Pedal-Antrieb: auch längere
Stadtfahrten von 20 km bei viel verkehr möglich auf dem Radweg; auch
Einkaufen möglich
volle Belastbarkeit
|
Elektro-Dreirad mit zusätzlichem
Pedal-Antrieb: Fahrten auf dem Lande und Besuch von Ausflugslokalen möglich bis 5 km Entfernung
und zurück
|
Alles o h n e Begleitperson machbar
Eine pflegerische Unterstützung bzw. Entlastung ist dennoch gefragt, damit nicht alle Kraft für das Baden und hauswirtschaftliche Notwendigkeiten verzehrt wird. Wichtig ist es Kraft zu sparen, um das einstündige Taijji-Qigong-Programm des Bloggers durchzuziehen. Dies ist wichtig für Mobilität und Sturz-Prävention.vgl. Literatur-Auszug, S. 1 |
Geh-Übung notwendig:
zur Sicherung der mühsam wiedergewonnenen Kompetenz des
Gehens außer Haus; zum Üben von Methoden des Ausstiegs bei Immobilität
Krankenpfleger oder Altenpfleger zwecks Begleitung eines gehbehinderten Parkinson-Patienten
g e s u c h t !
(vgl. nachfolgendes Tagebuch des Bloggers) |
Literatur-Auszug S. 1, NEJM 2012 |
T a g e b u c h d e s B l o g g e r s a u f d e m P f a d d e r R ü c k g e w i n n u n g s e i n e r M o b i l i t ä t :
07.07.2016
Antrag auf Leistungen der Privaten Pflegepflichtversicherung gestellt bei der DKV
26.07.2016
Begutachtung durch Gutachterin von MEDICPROOF GmbH zur Feststellung der
Leistungsvoraussetzungen für die Pflegestufe 1 in der Wohnung des Antragstellers
05.08.2016
Feststellung der Pflegestufe 1 durch die DKV, Private Pflegepflichtversicherung
06.08.2016
Gutschrift von ca. € 70 auf das Konto des Bloggers durch die DKV, die 30 % der Pflegepauschale für Juli 2016 erstattet. 70 % trägt die Beihilfe.
09.08.2016
Verabredung des Beratungstermins am 23.08.2016 mit compass private pflegeberatung.
11.08.2016
Anfrage per e-Mail bei MEDICPROOF wegen eines Termins für pflegefachliche Stellungnahme
23.08.2016
Termin mit Beraterin von compass private pflegeberatung, Köln, in der eigenen Wohnung. Empfehlung einer engen Zusammenarbeit mit einem geeigneten Anbieter der ambulanten Pflege im Wohnstadtteil des Bloggers; Einholung eines Kostenvoranschlags u.a. für Begleitung durch Pflegepersonal 1 x in der Woche bei nachmittäglichen Geh-Übungen im Status der kompletten Pause bzw. "Ferien" von der L-Dopa-Medikation: "medikamenenfrei". Dieses ist eine "zusätzliche Betreuungsleistung" und wird mit höchstens € 104 monatlich berechnet und erstattet.
13.09.2016
Termin mit Vertreter des DRK - Sozialstation Eimsbüttel-Nord wegen Festlegung eines passenden Pflege-Leistungsangebotes und Kostenkalkulation, in der Wohnung des Bloggers in Hamburg-Eimsbüttel.
15.09.2016
Unterschrift eines Pflegevertrages mit der DRK-Sozialstation inkl. 1 x wöchentlich Begleitung des Bloggers durch eine Pflegeperson bei Geh-Trainings ohne L-Dopa-Medikation am frühen Nachmittag außer Haus.
27.09.2016
Von 12.00 bis 12.35 Uhr begleitetes Geh-Training außer Haus. Ca. 600 Meter Strecke, davon größtenteils an der Hand, sozusagen im Hänsel und Gretel-Stil, in Begleitung der Pflegeperson.
Letzte Medikation: 8.00 Uhr morgens 25 mg Madopar T.
Charakteristika:
# Pünktlich eine halbe Stunde vor dem geplanten Beginn des Geh-Trainings ereignen sich zwei auffällige, nicht bewusst gesteuerte Phänomene:
# Erstens beginnt am Oberkörper eine Art Schwitzanfall, der völlig ungewöhnlich für den Blogger ist.
# Zweitens entsteht ohne jede Vorankündigung der Drang, in Ruhe vor dem Training noch den Darm zu entleeren. Dies funktioniert bestens und erleichtert erheblich das In-Gang-Kommen fließender Geh-Motorik.
Lernerfahrung: im weiteren Verlauf des Geh-Trainings - ohne L-Dopa, in Begleitung einer Pflegeperson - wird deutlich, dass die Kompetenz des Bloggers zum lockeren Gehen ohne psychische oder muskuläre Hemmungen abhängig ist von der zeitgleichen bzw. zu erwartenden Tätigkeit des Dickdarms. Darmdrang bringt Geh-Bewegungen der Beine und der mitschwingenden Arme regelmäßig zum Stillstand. - (Dasselbe gilt im übrigen auch für den Harndrang.) Der Blogger erinnert aus den längst vergangenen Tagen und Jahren mit parkinsontypischer Obstipation die indirekt, aber permanent wirkende Hemmung des nicht zum Ziel kommenden Darmdrangs auf die Fahigkeit des Gehens. - Und: je näher die rettende Toilette war, desto heftiger die HEMMUNG der Beinbewegungen!
Vgl. auch den Post über Obstipation in diesem Blog.
Einzelheiten:
k e i n F r e e z i n g , aber gelegentliche Stopps vor "Barrieren".
Im Treppenhaus, 2. Stockwerk, auf- und abwärts Gehen war leicht und beschwingt!
12 Meter langer Treppenhaus-Flur wurde als "Gefahrenzone" wahrgenommen.
Geh-Bewegungen draußen: ruhig und stetig, gelegentlich zögernd. Kein Schlurfen, kein Trippeln, keine vornüber gebeugte Haltung, keine dystonischen Sonderbewegungen des linken Beins (wie beim Gehen mit Medikation)
11.10.2016
Nun schon zum dritten Mal ist der Blogger zur Mittagszeit in Begleitung der Pflegeperson im Zustand völliger Freiheit von Medikamenten draußen auf der Straße in Eimsbüttel spazieren gegangen, allerdings nahezu die gesamte Strecke von 700 Metern an der Hand. Erstmalig wurde der Häuserblock komplett umrundet. Dabei wurden auch enge Stellen des Trottoires von nur ca. 100 cm Breite problemlos durchschritten. Kein Freezing.
Rückkehr in den Hauseingang mit zwei zusätzlichen Eingangstüren für zwei Geschäfte war allerdings mit ca. 20 Sekunden Stopp verbunden. Auch im langen Hausflur setzten die gewohnten Geh-Hemmungen wieder ein.
Körperhaltung: nicht vornüber gebeugt. Schrittgröße eines gesunden Gleichaltrigen, Schritt-Frequenz erkennbar um ca 10-20 % verlangsamt. Keinerlei Schlurfen, Trippel, Stolpern, keine dystonischen Sonderbewegungen eines Beins. Erscheinungsbild: da kommen zwei Leute gegangen, wobei die erkennbare jüngere Pflegeperson einen älteren Mann dabei unterstützt seinen Spaziergang zu machen.
18.10.2016
Nichts als die Wahrheit... : Heute funktionierte das wöchentliche Geh-Training im Zustand ohne Medikation in Begleitung einer Pflegeperson gar nicht. Nach wenigen zaghaften Schritten klebten gleichsam die Schuhsohlen am Boden fest: Erstarren statt Gehen.
Ursachen-Erforschung ergab:
- Es war falsch, ein festes Ziel vorher festzulegen, das es zu erreichen galt: den Enten-Weiher im Park.
So ging es nicht mehr um das Geh-Training als solches, sondern um das Gehen als Mittel zur Erreichung des Zieles, verbunden mit dem dort ersehnten Genuss der herbstlichen Stimmung am Weiher. Das Gehen diente einem gesetzten Zweck. So wurde das wahre Ziel des Trainings, ja das Training als solches verfehlt. Der Blogger befand sich nicht im Yi-Modus (yi = Absicht, vgl Definition am Ende dieses Tagesprotokolls). Stattdessen kommt Enttäuschung über den Misserfolg des Geh-Versuchs und über den verfehlten Genuss am herbstlichen Weiher auf. Und ehrlich gesagt: hatte das Nervensystem des Bloggers am 18.10.2016 nicht allen Grund, seinem Befehlsgeber zu misstrauen - nach dem 3 Tage vorher am 15.10.2016 erlebten Sturz auf der schrägen Rampe der Tiefgarage ? Besser Erstarren als erneut Stürzen!
Psychologisch betrachtet:
Der Blogger fiel eindeutig in die Falle "seiner" Dissoziation, in der das Ich nicht einmal die gewollte Geh-Bewegung erwirken konnte, vgl. nachstehende Abbildung einer Tafelzeichnung Rudolf Steiners, in: Rudy Vandercruysse: Die therapeutische Dimension des Denkens, S. 112f. Nicht das "Ich" steuerte die Fortbewegung zu Fuß, sondern das genuss-süchtige Ego versuchte vergeblich, die zum Gehen zur Verfügung stehenden Beine in Richtung Enten-Weiher zu mobilisieren (WOLLEN vor DENKEN). Das Nervensystem "purzelte durcheinander", schaltete auf "Streik" und ging siegreich aus dem "Arbeitskampf" hervor. Der "Hausmeister" wollte "Eigentümer" spielen und ruinierte alles. Vgl hierzu das Posting "Neuropathologisches Drama in 5 Akten" vom 7.12.2009 in diesem Blog mit dem "Inneren Dialog eines Schüttelgelähmten"
(Hinweis: DENKEN ist bei Steiner nicht das Wiederkäuen vorgefasster Standpunkte, sondern das individuelle Durchdringen von gedanklichen Zusammenhängen und Erkenntnissen. - Grübeln ist das Gegenteil von DENKEN. - Das FÜHLEN lokalisiert Steiner nicht im Bauch, sondern im Herzen des Menschen).
Rudy Vandercruysse / Rudolf Steiner |
- Bei der abendlichen Überprüfung der Medikation ergab sich, dass eines von drei Medikamenten, die 50 mg Amantadin, in der Nacht vor dem letzten Geh-Training versehentlich ausgelassen wurde. Damit war der Blogger zur Zeit des Trainings ca. 32 Stunden o h n e Amantadin. - Dies könnte zu der auffällig schwachen Geh-Bewegung beigetragen haben.
Rudy Vandercruysse / Rudolf Steiner Text zur Grafik Analyse |
- Schon drei Tage zuvor erlebte der Blogger einen "Rückschritt" in Form eines vermeidbaren heftigen Sturzes auf einer abschüssigen Rampe einer Tiefgarage. Und das trotz optimaler Dosierung mit L-Dopa, morgens auf dem Weg zum E-Trike vor einer 13 km langen Ausfahrt im Stadtgebiet Hamburgs. Es erscheint möglich, dass dieser Sturz auch erklärbar ist durch den "Übermut", d.h.das Überschätzen der eigenen Fähigkeiten in Folge der bis morgens anhaltenden Medikation von 25 mg L-Dopa pro Stunde.
Was bedeutet "Yi-Modus"?
"Yi: Intellect of the Spleen
The spirit of the Spleen System is Yi, or intellect. Yi is associated with the earth element, its direction is center, and its planetary energy is Saturn. Yi includes our capacity to use our conceptual mind to exercise discernment and to form intentions. An unbalanced Yi can manifest as discursiveness or unconscious internal chatter: a kind of over-thinking or “pensiveness” that damages the Spleen. A healthy Yi manifests as spirit-infused intelligence and understanding."
Nun ist die Herausforderung eine Doppelte:
"Gefahren" lauern allenthalben - ob mit oder ohne Parkinson-Medikamente. - Trotzdem weiter die eigene Mobilität trainieren, heißt die Devise. Ohne Medikation geht dies aber nur in Begleitung einer Pflegeperson und ohne ein vorher gesetzten "hohes" Ziel.
Dieses Tagebuch des Bloggers wird im Posting vom 15.11.2016 fortgesetzt, d. h. laufend aktualisiert.
A C H T U N G !
Eine Übersicht aller in diesem Blog behandelten Methoden und Erfahrungsberichte bei der Überwindung verschiedenster Parkinson-Symptome finden sie im Posting vom 19.07.2016.