"Progredient" heißt das Schicksalswort, das jedem frisch diagnostozierten Patienten noch in den Ohren klingt, wenn er über die von seinem Neurologen formulierte aussichtslose Schicksalsperspektive nachdenkt. - Aber "progredient" muss eine Parkinson-Erkrankung nicht sein, wenn unmittelbar nach der Diagnose ein selbst organisiertes "Umerziehungsprogramm" des Belohnungssystems in Angriff genommen wird.
Folgende Voraussetzungen sollen in der nachfolgenden Argumentation als gegeben gelten:
1. Diagnose und neueste Forschungsergebnisse
Dem idiopathischen morbus parkinson liegt eine Strukturelle Dissoziation (Mark Peter Hurni, Janice Walton-Hadlock u.a.) des Patienten zu Grunde, die unter der Wirkung wiederholter Verstärkungen (emotionales Trauma) im fortgeschrittenen Alter "umgeschlagen" ist in eindeutigen Parkinsonismus. Nach Walton-Hadlock ist diese Situation durch eine Energiefluss-Blockade bei St 40 des Magen-Meridians gekennzeichnet. Neueste Forschungsergebnisse von Prof. Heiko Braak sind mit ihrer These durchaus vereinbar, denn im Magen/Darm-Trakt wurden jetzt frühe Indikationen für spätere Parkinson-Erkrankungen gefunden. Bei Energieblockaden im Magen-Meridian einschließlich Energie-Rückfluss und Verlangsamung der Durchblutung im Bereich der Unterschenkel und Füße sind nach Forschungsergebnissen der Traditionellen Chinesischen Medizin durchaus in der Lage, eine Schwächung der Abwehrkräfte im Magen/Darm-Trakt zu bewirken. Hier öffnen sich neue Tore für die Parkinson-Forschung, insbesondere für Selbst-Anwendungen von Akupressur sowie fachlich versierte Akupunktur.
2. Medikation
Der Patient enthält sich nachhaltig einer Levodopa-Medikation bzw. reduziert seine L-dopa-Medikation "ausschleichend" auf die Morgenstunden.
3. Therapie
Der Patient bemüht sich mit höchster Intensität um eine Psychotherapie, wie z.B. der Psychosynthese nach Roberto Assagioli oder der Logotherapie nach Viktor Frankl.
Der Patient verfolgt aufmerksam alle Arten von Erlebnisberichten anderer Patienten bezüglich Ernährung, Physiotherapie, qigong oder yoga und erarbeitet sich auf dieser Grundlage sein eigenes therapeutisches Konzept.
Forschungsergebnisse der Neurobiologie sollten alle paar Monate im Internet recherchiert werden, um die eigene geistige Beweglichkeit zu erhalten und um Anregungen für die Selbsttherapie zu gewinnen.
Die Übungen des Healing Code (brain wave vibration no. 2) sowie die von Howard Shifke beschriebene qigong-Übung der brain wave vibration no. 1 werden möglichst täglich angewendet.
Der Verlauf der eigenen idiopathischen morbus parkinson- Erkrankung wird hier in 6 Phasen eingeteilt. Die in den einzelnen Phasen relevanten "Umerziehungs-Maßnahmen" werden erklärt.
Phase 1: ohne Erkrankung
Phase 2: vor-klinisch
Phase 3: klinisch - vor jedweder Medikation
Phase 4: klinisch - ab Beginn der Levodopa-Medikation
Phase 5: klinisch - ab Reduktion der Levodopa-Medikation (ausschleichend)
Phase 6: Rehabilitation - ab nachhaltiger Besserung einzelner Symptome
"Umerziehung" des Belohnungssystems im Gehirn in den Phasen 5 und 6
Phase 1: normal
Von der Geburt an bis zum emotional traumatischen Ereignis in früher Kindheit
Phase 2: vor-klinisch
seit dem emotional traumatisierenden Ereignis
Hurni'sLiteraturnachweise, S. 2 |
Beginn der Strukturellen Dissoziation: Das Gesamtbild der Persönlichkeit ist durch eine Abtrennung des EP (emotionaler Persönlichkeitsanteil) vom ANP (anscheinend normaler Persönlichkeistanteil) gekennzeichnet. - Diese Tatsache bleibt unbemerkt, weil der ANP - nomen est omen - dabei in die Rolle der normalen, aber nicht mehr vorhandenen Gesamtpersönlichkeit schlüpft. Der ANP verhält sich weithin unauffällig.
Das Belohnungssystem des Gehirns steht nunmehr vor einer gewaltigen Aufgabe und notwendigen Entscheidung: Früher konnte es in gewohnter Weise "seinen Menschen" so steuern, dass beide Aktionssysteme "zum Wohle des Ganzen" optimiert wurden: das System zur Erhaltung der Gattung (vernunftgesteuert) und das System zur Erhaltung des Individuums (emotionsgesteuert). In dieser Phase 2 obsiegt der ANP mit seiner rationalen Steuerung. Der EP wird schlichtweg ignoriert bzw. ins Unbewusste verdrängt. Doch dort im Unbewussten gibt es niemals Frieden. Die Emotionssteuerung revoltiert im Verborgenen, abseits von den Blicken des Trauma-Auslösers und des Traumatisierten.
Wie eine solche Persönlichkeit in der Strukturellen Dissoziation sich selbst erlebt, beschreibt M. P. Hurni, a.a.O.
Unterscheidungsmerkmal der Strukturellen Dissoziation von den üblichen Aufteilungen der Gesamtpersönlichkeit in verschiedene soziale Rollen und Persönlichkeitsanteile (z.B. Familienvater, Teamleiter bei den Radrennfahrern, Taubenzüchter) ist, dass die vorgenannten Rollen zwar auch mehr oder weniger integriert sein können, jedoch keine Aufspaltung in EP und ANP mit sich bringen: Sowohl der Taubenzüchter als auch der Teamleiter integriert Emotions- und Vernunftsteuerung. Ihr Belohnungssystem ist intakt, optimiert zu Gunsten der Gesamtpersönlichkeit - wenn auch unter Schwierigkeiten, falls die Rollenanteile nahezu unvereinbar erscheinen,
(Am 2. Augist 2011 hat der Blogger hier das Thema der Persönlichkeitsanteile im Lichte der Psychosynthese nach Roberto Assagioli dokumentiert. )
Auffällig ist in dieser Phase 2, dass im Lebenslauf des Patienten - jedenfalls ex post - immer wieder Entscheidungen zu beobachten sind, mit denen die Abtrennung des EP verstärkt wird. Der ANP gewinnt auf diese Weise eine zunehmende Bedeutung, die sich als verhängnisvoll erweisen wird. D.h. dass das Belohnungssystem des Gehirns "seinen Menschen" so rational steuert, dass der EP chancenlos bleibt. - Leider muss bei einer solchen einseitigen Orientierung des Belohnungssystems auch die Gesamtpersönlichkeit, die sich nicht mehr manifestieren kann, in Mitleidenschaft geraten. Der Mensch kommt mit seiner Strukturellen Dissoziation zwar noch im Leben zurecht, leidet aber innerliche Qualen und Unruhe, ohne zu wissen, wodurch sie zu stande kommen. Was fehlt, ist die emotionale Tiefe seines Seins und seiner Beziehungen. Interessanterweise sind seine Nachkommen regelmäßig von dieser Gefühlsverflachung ausgenommen.
Schon bald sucht das unglückliche Individuum nach allerlei Mitteln und Wegen, um den so reduzierten und vermissten EP wenigstens gelegentlich zufrieden zu stellen: Nervenkitzel, Waghalsigkeiten, Abenteuer, risikable Investitionen, Liebschaften und andere Herausforderungen sowie Formen der Gefühlsstimulation werden gesucht, um das Belohnungssystem des Gehirns wenigstens hin und wieder zu Gunsten der verborgenen EP einzusetzen. - Da nun das Belohnungsystem des Gehirns nicht nach tatsächlicher, sondern nach erwarteter Gefühls- bzw. Triebbefriedigung "belohnt", dauert es nicht lange bis der ANP rational denkend heraus bekommt, dass alles, was dort im emotionalen Raum an Befriedigungen vom Gehirn belohnt wird, Schall und Rauch bleibt. Dieses "nicht lange" kann aber leicht ein paar Jahrzehnte umfassen, sofern das Individuum auf seinem Lebensweg verschiedene Begegnungen erfährt, die auch den EP wenigstens ansatzweise aktivieren, d. h. aus seinem Unterschlupf im Unbewussten heraus ans Tageslicht kommen lassen.
Das Belohnungssystem des Gehirns kann nicht zwei Herren gleichzeitig dienen. - In diesem Dauer-Dilemma seit früher Kindheit entwickelt sich oft ein im Beruf recht "erfolgreicher" ANP, der an der Unerklärlichkeit der innerlich erlebten Abtrennung des EP leidet. Der ANP strebt Ziele an, die objektiv nicht zur inneren Ruhe und Erkenntnis führen können. Folgerung: Ersatzbefriedigungen müssen her. Abkürzungen werden gesucht. Risiken werden unterschätzt. Regression nennt der Psychologe diesen Vorgang. Angehörige und Freunde sind wenig begeistert.
Regression ist das Ergebnis fortgesetzter Reizung des Belohnungssystems, das hierbei stets Belohnungserwartungen weckt, die sich niemals durch reale Ereignisse oder Gefühle manifestieren können: vorprogrammierte Enttäuschung.
Phase 3: klinisch - vor jedweder Medikation
Ausbrechen des idiopathischen morbus parkinson
Fast über Nacht schlägt dann eines Tages das Belohnungssystem um von rationaler Steuerung des ANP auf emotionale Steuerung des EP. Der ANP entschwindet mit jeder Nacht weiter in unerreichbare Distanzen. Und was da an Emotionen in Erscheinung tritt, ist nicht mehr das rosige Gesamtbild und Weltbild des behüteten Kleinkindes zwischen Jauchzen und Jammern: Tristesse ist übrig geblieben, aber auch andere wenig attraktive Bereiche der Gefühlswelt, wie z. B. Scham und Selbstanklage.
Das Belohnungssystem des Gehirns ist mit der neuartigen Tatsache konfrontiert, dass der ANP, dieser halbwegs normal anmutende Persönlichkeitsanteil, derart unglaubhaft geworden ist, dass das gesamte neurobiologische System seine ohnehin irreale Existenz nicht mehr aufrecht erhalten kann. Das neurobiologische System schaltet um von rationaler auf emotionale Steuerung. D.h. dass der so lange im Verborgenen vegetierende emotionale Persönlichkeitsanteil EP nun zum neuen Bezugspunkt des Belohnungssystems wird. Belohnt wird nun, was emotionale Zuwächse verspricht. Infolge der jedoch bereits fortgeschrittenen Regression im Rahmen der Strukturellen Dissoziation ist es dann kein Wunder, dass es dem EP immer schwerer wird, positive Emotionen zu mobilisieren. Was verbleibt, sind vorwiegend negative Emotionen: Pessimismus, Angst, verhaltene Wut u. ä.
Phase 4: klinisch - ab Beginn der L-dopa-Medikation
Mit dem Fortschreiten der typischen Parkinson-Symptomatik treten immer stärker Bewegungsprobleme in Form von Geh-Störungen und Stürzen bei mißglückten Drehbewegungen in den Vordergrund.. Diese sollen hier kurz mit Bezug auf das Belohnungssystem charakterisiert werden:
In den Bewegungsstörungen und dem Freezing beweist sich die These vom Umschalten des Belohnungssystems: Der rational denkende ANP des Patienten, der noch als Restposten existiert, will das Bein nach vorn bewegen. Der emotional gesteuerte EP signalisiert dabei "Angst" und bremst den Bewegungsimpuls ab, wie es Hurni in seiner Dissertation anhand von Messergebnissen nachgewiesen hat: Der Angst-Reflex wirkt schneller als der rationale Geh-Impuls; er überholt den Geh-Impuls sozusagen. Folge: Erstarrung, ggfls. Sturz. Das dysfunktionale Belohnungssystem "belohnt" unweigerlich mit Hemmung des Willens. Je stärker der Wille des Rest-ANP, desto heftiger die Hemmung für den EP. Schliesslich "will" das Belohnungssystem verhindern, das "seinem Menschen" etwas Gefahrvolles zustößt. Es traut dem gehwilligen ANP keine belastbare Urteilskraft mehr zu und aktiviert den EP mit seinem Gefühl der Angst - aber eben durch dieselbe ausgelöste Angst kommt eine Bewegungshemmung in Gang, die zum Sturz führt, der eigentlich verhindert werden sollte. Was für ein Tohuwabohu ! - Es fühlt sich für den Betroffenen so an als ob eine innere Stimme ständig wiederholt: "Du kannst nicht gehen. Wenn du es versuchst, fällst du zu Boden!"
Mit der L-dopa-Medikation wird der Hemmungsimpuls vorübergehend "narkotisiert", um hernach umso ungebremster zur Wirkung zu kommen. Mit der L-dopa-Medikation wird der EP ruhig gestellt; er träumt sozusagen, anstatt permanent auf der Lauer zu liegen. Der hemmende Angst-Impuls wird unterdrückt. Der ANP wähnt sich als berechtigter Bezugspunkt des Belohnungssystems. Das Gehen wird tatsächlich wieder möglich. Eine innere Stimme sagt: "Siehst du wie gut du gehen kannst, wenn du nur dein L-dopa-Medikament einnimmst!" Der ANP wähnt, im Medikament den "Stein des Weisen" gefunden zu haben. An einer Reduktion der L-dopa-Medikation zu denken, erscheint abwegig. "No problem."
Leider macht L-dopa süchtig, was auch die herstellenden Pharmaunternehmen einräumen. Nach etwa 8 Jahren gibt es erst kürzere, dann länger dauernde Ausfälle der erwünschten Wirkung. Solche Ausfälle kündigen leider jedoch ihre Überraschungen nicht an: Bei fröhlichem Radeln am Sonntagnachmittag tritt urplötzlich Totallähmung aller Gliedmaßen auf - der Radfahrer kann nicht mehr treten, die Arme nicht mehr lenken. Radfahrer mit Sportrad stürzt sehenden Auges wie in Zeitlupe zu Boden, wo er sich mit gebrochenem Arm und angebrochenen Rippen wiederfindet. Ein typisches Szenario für unangekündigte Off-Phasen. Das Belohnungssystem jedoch belohnt weiterhin solche Radtouren, denn es wurde ja mittels L-dopa-Medikation auf "sorglos" eingestellt. Der Blogger hat selbst erst nach dem 5. schmerzhaften Fahrrad-Unfall seine Pedal-Fortbewegung von Zweirad
auf Dreirad umgestellt.
Phase 5: klinisch - ab Reduktion der L-dopa-Reduktion
Woraus besteht nun die "Umerziehung" des Belohnungssystems im Gehirn?
Umerziehung bedeutet, dass das Belohnungssystem nicht mehr mit dem "eingeknickten" ANP konfrontiert werden darf, sondern nun die integrierte Gesamtpersönlichkeit Stück für Stück erfahren muß, um zu ihr einen hohen Grad des Vertrauens aufzubauen. Keine Tricks mehr; ganz ohne Winkelzüge und Hintergedanken. Sonst wird es nichts.
Zu einer nachhaltigen Reduktion der L-dopa-Medikation sieht sich der Patient erst dann imstande, wenn er für sein Leben volle Selbstverantwortung übernommen hat. Selbstverantwortung bedeutet, dass weder Krankheitsursachen oder vermeintliche Mitverursacher, noch Ärzte, Apotheker oder Pharmahersteller in den Fokus des Patienten gestellt werden, sondern einzig der zu mobilisierende Wille, weiterhin einen positiven und aktiven Beitrag zum Leben "hienieden" zu leisten. Klingt simpel, ist es aber nicht. Denn mit einer gewissen Tendenz zum Nihilismus oder Existenzialismus hatte der ANP während des größten Teils seines Lebens zu kämpfen. Dies ging auf die ebenfalls "abgespaltenen" höheren Werte und Gefühle des EP zurück.
Als erster Schritt wurde die sogenannte Des-Identifikation gewählt und auch weiter empfohlen. Hierbei wird sich der Patient darüber klar, dass er nicht mit "seinem" physischen Körper identisch ist (vgl Post vom ). Auch "seine" Gedanken und Gefühle sind derart variabel und unstet, dass er sich nicht länger mit ihnen "solidarisch" bzw. identisch erklären will. - Was bleibt, ist die immaterielle Kraft des Ich, nicht die Willkür des Egomanen, sondern das positive Gestalten-Wollen - was allerdings bislang daran scheitert, dass alle Signale des "eigenen" Belohnungssystems dieses gestalterische Ich negieren bzw. nicht anerkennen können. Angestrebt wird die Desidentifikation mit Körper, Gedanken und Gefühlen, die bisher in Automatismen und Routinen erstarren. Mit Novalis könnten wir es so sehen: "Der Mensch soll ein vollkommenes Selbstwerkzeug werden!"
Eines ist klar: Wie soll das Belohnungssstem des Gehirns einen verlässlichen Bezugspunkt für seine Belohnungen finden, wenn es nichts in uns gibt, das mehr ist als ANP und EP? Gesucht wird eine lebensgerechtere Gesamtpersönlichkeit, die dann Stück für Stück zu verwirklichen sein wird; gleichsam ein Wachstum auf Raten, das die vorhandene Regression überwindet.
Hier sind die Ansatzpunkte für Maßnahmen eigener "Umerziehung" des Belohnungssystems als Stichwörter. In den Ausführungen zu Phase 6 werden die Maßnahmen in bezug auf das Belohnungssystem im Detail ausgeführt.
a. Reduktion der Angst und ihrer hemmenden Wirkung, insbesondere in der Öffentlichkeit und bezüglich Blasen- und Darmdrang
b. Erarbeitung sowohl rational als auch emotional gültiger Erfolgserlebnisse
c. Eindämmung der Unterscheidung von äußerlich kommunizierten und innerlich eingesperrten Gedanken und Gefühlen.
d. Gewinnnen von Erkenntnissen über hinderliche und zerstörerische Schemata des Denkens und Fühlens
e. unermüdliches Arbeiten am hohen Ziel des Wachsens der eigenen Persönlichkeit
f. Widerstand aufbauen gegen verführerische, aber haltlose Versprechen der typischen Parkinsonmedikationen, wie z.B. L-dopa.
g. Vermeidung übersteigernder Willensäußerung (Viktor Frankl's over intention), z.B: durch Gehbewegungen ohne Zielerreichungs- und Zeithorizonte - sozusagen aus Jux & Dollerei
h. Reorganisation der Kommunikation durch Email, SMS und Handy, skype - aktiv statt passiv, d.h. Vermeidung der Schrecksekunde bei unerwarteten Anrufen, um ein Erstarren der Gehbewegung und/ oder ein Zusammenschnüren der Kehle zu vermeiden.
i. Gewinnung eines Daseinszieles (z.B. über Viktor Frankls Logotherapie oder über das "materiefreie Daseinwollen ins unermesslichste Vielleicht", des Malers Wilhelm Borgner) und Reaktivierung der Selbstverantwortung des immateriellen Ich
"Striving to find meaning in one’s life is the primary motivational force in man" (Frankl 1992, p. 104).
Phase 6: Rehabilitation ab nachhaltiger Besserung einzelner Symptome
Vorwort:
Das Belohnungssytem will neue Wahrheiten nicht anerkennen, wieder gewonnene Fähigkeiten nicht als solche wahrnehmen. Da hilft nur die konsequente Wiederholung - solange bis die neue Fähigkeit als belohnenswert akzeptiert ist. Das kann schon einmal 1 bis 2 Jahre dauern. Also: nicht bluffen lassen. .. durchhalten!
Wiedergewinnung von Fähigkeiten des Individuums durch Beweisführungen gegenüber dem eigenen Belohnungssystems des Gehirns als Maßnahmen der Umerziehung zwecks Anerkennung der integrierten Gesamtpersönlichkeit als Bezugspunkt der Belohnung
Stichwort:
Mechanismen des mesocortikolimbischen Systems
zu a) Reduktion der Angst als hemmender Faktor
Am Anfang jeder "Umerziehung" steht das Erkennen der wirklichen Umstände der unerwünschten quasi automatisch ablaufenden Reaktion. Welches sind die offensichtlichen Gegebenheiten, die immer wieder Angst auslösen? - Hier einige typische Beispiele: das Durchschreiten eines U-Bahn-Tunnels, das Überqueren einer viel befahrenen Straße ohne geregelten Übergang, das Entgegenkommen einer bewegten Ansammlung von Menschen, das Aufkommen von Blasen- und Darmdrang beim Spazierengehen ohne Möglichkeit eines "Abtritts", das Einsteigen in überfüllte Busse und Bahnen, das Drängeln anderer Kunden in der Warteschlange vor der Kasse im Supermarkt bei gleichzeitiger Bodenreinigung durch laute Kehr- und Poliermaschinen usw. - Alle Beispiele laufen auf eine Auslösung von Angst durch Überlastung des neurobiologischen Systems hinaus, also auf etwas Ähnliches wie die üblichen posttraumatischen Belastungsstörungen.
Das Individuum steht vor der Alternative "Vermeidung oder Überwindung?"
Empfohlen wird hier ein behutsamer Umgang mit den eigenen, als Angstauslöser erkannten Zusatzbelastungen. Jede einzelne Form der Belastung verdient beachtet und damit als solche anerkannt zu werden. Ergebnis einer solchen Anerkennung ist, dass sich das System selbst darauf vorbereiten, d.h. die Belastung antizipieren kann mit der Wirkung, dass dann in der Realität nichts Unvorhergesehenes erduldet wird, sondern "gute alte Bekannte" begrüßt werden können. Jede Aktion in der Öffentlichkeit wird so innerlich geplant und dann verständnisvoll "selbst belächelt", statt in einen Spießrutenlauf auszuarten.
Beispiel.
Seine eigene Angst in überfüllten U-Bahntunnels hat der Blogger durch Anschaffung und Verwendung eines city-scooters überwunden, der mit sportlicher Leichtigkeit die Bewegungsfähigkeit in den beschriebenen Situationen erhält.
Wenn dann das erste und zweite mal ein Lächeln der Befriedigung und des inneren Triumpfes bei erfolgreicher Überwindung der Angst einflössenden Standard-Situation aufkommt, dann lernt das Belohnungssystem, dass der EP durch einen neuen "Auftraggeber" bzw. "Belohnungsempfänger" ersetzt werden kann. Dieser neue Empfänger der Belohnung heißt nun nicht mehr "ANP", sondern gehört zu dem neuartigen Konstrukt "Gesamtpersönlichkeit". "Neuartig" und ein "Konstrukt" ist diese Gesamtpersönlichkeit insofern als diese für das Belohnungssystem des Gehirns bisher "undenkbar" geblieben war und nun wirkt wie eine schlichte Addition von ANP und EP. In Wahrheit ist dem Gehirn aber aus der Zeit v o r der anfänglichen Traumatisierung die gesunde Gesamtpersönlichkeit des Neugeborenen, des Säuglings und des Kleinkindes bekannt, auch wenn diese Phase bisher nicht wieder aus dem Unbewussten auftauchen konnte. Gewarnt wird hier vor voreiligem Frohlocken, welches eher mit dem ANP identifiziert wird als mit der Gesamtpersönlichkeit. "Beharrlichkeit" heißt die Devise. Rückschläge großmütig als solche akzeptieren anstatt aufzugeben. Diese Reaktion ist neuartig und passt nicht zum ANP, aber zur Gesamtpersönlichkeit, die wiederbelebt werden kann und muss.
Fazit:
Jeder angstauslösende Faktor erfordert seine Anerkennung und das bewusste Bemühen des Individuums um seine Überwindung oder wenigstens Eingrenzung.
b. Erarbeitung sowohl rational als auch emotional gültiger Erfolgserlebnisse
Hier geht es gleichsam um die Einführung einer Kultur des Feierns. Hierbei geht es nicht um die Einbeziehung anderer in ein "Fest der Freude"; im Gegenteil! Psychologen raten bei dem Verfolgen alternativer Therapiewege dringend davon ab, andere quasi als Zeugen der Erfolgsstory allzu früh anzusprechen bzw. zur Beurteilung aufzufordern. Vorsicht ist geboten, weil jeder von anderer Seite geäußerte Zweifel die eigene Motivation des Pioniers torpediert.
Feiern heißt also für sich selbst zelebrieren; z.B. durch eine freudige Notiz im Tagebuch.
Derartige Erfolgserlebnisse könnten sein, dass der Patient nach langer Zeit zum ersten Mal wieder seine privaten Akten geordnet, gut sortiert und beschriftet hat inkl. eines aktuellen Merkzettels über etwaige noch ungeklärte Fragen. Nur Patienten wissen, wovon der Blogger hier spricht, denn die feinmotorischen Hemmnisse nehmen jeweils deutlich zu, wenn der Patient erwägt, seinen "Papierkram" in einen geordneten Rahmen zu bringen. Das kostet Überwindung. Und im Erfolgsfall verdient diese Tat belohnt zu werden. Eine gute Tasse Tee - selbst zubereitet und aufgedeckt - könnte die Belohnung sein.
Auch ein längerer, selbst getippter Brief ist eine Belohnung wert. Denn Handschriftliches kann der Patient im fortgeschrittenen Zustand kaum zustande bringen. Das Tippen am PC oder tablet kann aber geübt werden und sollte Ziel der Rehabilitation sein, weil ohne schriftliche Kommunikation der Austausch von Gefühlen und Gedanken zu kurz kommt. Dies ist umso wichtiger, da Stimm- und Sprechstörungen zum Alltag der Patienten gehören.
c. Eindämmung der Unterscheidung von äußerlich kommunizierten und innerlich eingesperrten Gedanken und Gefühlen.
Der Zwiespalt zwischen innerlichen Betrachungen oder Urteilen und äußerlich erkennbar gemachten Gedanken und Gefühlen ist kennzeichnend für den Patienten seit Beginn seiner Strukturellen Dissoziation. Hierbei geht es nicht nur um verbalisierte Gedanken und Gefühle sondern auch um solche, die durch Körpersprache geäussert oder sogar nur unbewusst vom Patienten vollzogen werden. Dabei gehen dann Wunschvorstellungen oder Befürchtungen nahtlos über in visuell oder über andere Sinne Wahrgenommenes. Was dabei heraus kommt, ist kaum erträglich: Tagträume werden zu Alpträumen; reale Erlebnisse zu einer Art von zwanghaft reproduzierten Traumsituationen.
Ordnung in diese Welt voller Grauzonen kann der Patient dadurch bringen, dass er die berühmte Achtsamkeits-Meditation erlernt und praktiziert. Diese im Ursprung auf Gautama Buddha zurück gehende psychologische Theorie und psychotherapeutische Übungspraxis enthält alles was der Patient braucht, um an die Stelle seiner inneren Zwiespälte eine klare, eindeutige Zielrichtung zu setzen.- Die Übung ist nichts für Hasenfüße, Leisetreter und "Schnell-Schalter", denn besonders die unangenehmen Selbsterkenntnisse und persönlichen Schwächen des Praktizierenden werden ins grelle Rampenlicht des "inneren Theaters" gestellt und immer wieder bloß gestellt. (Vgl. Sattipathana, Nyanaponika, Pali-Kanon). Das kann schon mal recht peinlich werden und den Wunsch erzeugen, die Blößen zu bedecken oder zu verschleiern. Doch "Mogeln gilt nicht" in der Achtsamkeits-Medikation. Und Selbsterkenntnis tut weh!
Für den Einstieg in die Wiedererweckung der Gesamtpersönlichkeit und der Überwindung des inneren Zwiespaltes in EP und ANP ist nichts geeigneter als der ernsthafte Versuch, mit Hilfe der Achtsamkeits-Meditation ein höheres Niveau der Selbstwahrnehmung und -erkenntnis zu erreichen.
In jedem Fall heißt es Abschied zu nehmen von stereotypen Denk- und Gefühlsmustern, die eine Art Eigenleben erzeugt hatten, das von der Gesamtpersönlichkeit nicht mehr zu kontrollieren war. - Bei der Meditation zu lernen, dass vor 2 1/2 tausend Jahren ein indischer Prinz Siddartha schon die gleichen Abgründe zu überwinden hatte und auch ein Rezept zu deren Überwindung geliefert hat,
stärkt das Selbstbewusstsein und damit die eigene Kontrollfähigkeit des meditierenden Patienten.
Vgl. auch den Post zum Thema Habitus und dessen Überwindung
d. Gewinnnen von Erkenntnissen über hinderliche und zerstörerische Schemata des Denkens und Fühlens
Hierbei geht es darum, "Eigenmächtigkeiten" des Gehirns und des zentralen Nervensystems insgesamt zu enttarnen. Das ist noch viel geheimnisvoller als es ohnehin schon klingt. Es geht um das assoziative, halbautomatisch funktionierende und das analoge Denkmuster des Gehirns. Wir müssen selbst darauf achten, dass dieses ohne Einschaltung des bewussten Denkens erfolgende Urteilen, Bewerten oder Kommentieren nicht stärker wird als unsere Gesamtpersönlichkeit. Denn falls es tatsächlich stärker wird, sind wir als "letzte Instanz" außerhalb des Spiels. Solche Erfahrungen überschwemmen denjenigen, der fleissig seine Achtsamkeitsmeditation übt, mehr als ihm lieb ist.
Beispiel: Ich lasse mich hinreissen zu dem Gefühl "Großvater mit seinem Gerede geht mir auf den Geist." Zusätzlich ertappe ich mich bei dem Gedanken, es gehe dem Großvater eigentlich über Gebühr gut; er habe ausgesorgt. - Nach derartigen bewussten Urteilen darf sich ein Patient dann nicht wundern, welche assoziativen und analogen Schlussfolgerungen das Gehirn bei nächster Gelegenheit "von allein" vollzieht. Träume mit apokalyptischen Szenarios sind dann nicht auszuschließen, und verborgene Schuldgefühle unvermeidbar, Das Selbstbewusstsein versinkt im Morast unangemessener
Urteile und Folgerungen. So etwas kann als zerstörerisches Denkschema bezeichnet werden. Eine
Stabilisierung der Gesamtpersönlichkeit rückt dabei in weite Ferne.
Die Methodik der Meditation bietet für solche Fälle Halt und Orientierung.
Der Blogger hat in diesem Jahr - im 18. Jahr der Parkinson-Erkrankung - erreicht, dass nach seiner nachmittäglichen Zeit des "L-dopa-Entzugs" unter guten Umständen ein tablettenfreies Gehen bzw. Wandern wieder möglich ist. Daran war seit etwa 6 Jahren nicht mehr zu denken gewesen. keinen einzigen sicheren Tritt und Schritt erlaubte das Nervensystem, seit 2009, dem Beginn des L-dopa-Entzugs bis auf 100 mg täglich in der Frühe. - Als zerstörerisches Denkschema stellte sich dabei jede Art von Stolz - über das Erreichte -, Spott - über Ungläubige - oder Ironie heraus. Auffällig war in solchen Phasen der fast vollständien Wiederherstellung des tablettenfreien und nicht spastischen Gehens und Schreitens. dass jeder hochmütige Gedanke oder gar Kommentar zu einem ruckartigen Sttillstand der frisch wiedergewonnenen Mobilität führte. Innerlich waren solche Erfahrungen erneuter Erstarrung noch dramatischer als äußerlich: Der Blogger fühlte sich wie ein Schiffbrüchiger auf hoher See, der seinen Rettungring kurz mal los ließ, um enem vorüber segelnden Sportbootfahrer einen Vogel zu zeigen, um danach seinen Rettungsring vom Wind in unerreichte Ferne verweht zu sehen.
Das Belohnungssystem hatte sich in diesem Beispiel auf das Belohnen des erfolgreich Gehenden Patienten eingestellt und bereits vorfreude ausgelöst. Die höhnischen Gedaneken und Bemerkungen jedoch passen nicht in die rationle Welt des ANP bzw. der Gesamtpersönlichkeit; sie passen besser in die Welt der negativen Gefühle des EP. Das Belohnungsssttem quittiert den Gefühlsausbruch mit dem Auslösen von Angst, die dann zum Erstarren führt.
ANP - soll mit seinem Anteil des Nervensystems das Überleben des Individuums sichern
EP . soll mit einem anderen Teil des Nervensystems das Überleben der Gattung sichern
Es gilt die Regel:
Wenn das rationale System "am Ende ist", greift das emotionale (limbische) System.
Im vorgenannten Beispiel der wiedergewonnenen Gehfähigkeit im medikationsfreien Zustand dauerte es wenigstens 10 Tage bis die überraschend erlittene Gehblockade wieder in den Hintergrund geriet. Wie sagte einst ein befreundeter Mitpatient: "Wenn de denkst du hast'n, springt er aus'm Kasten!"
F r a g e : Wie sieht "Umerziehung" aus?
"Umerziehung des Belohnunssystems im Gehirn läuft darauf hinaus, dass der Patient jede Art von Signalen vermeidet, die dem Belohnungssystem die Nachricht überbringen, das Biowesen, d. h. "sein Mensch", setzte weiterhin tagtäglich Leben und Gesundheit auf's Spiel, so dass nur die Reißleine "Angst" ( = Erstarrung ) helfen kann. - Ruhige, gleichmütige Begutachtung, zuversichtliche Grundstimmung und kleine Abweichungen von der regelmäßigen Bewegung unkommentiert lassen. Dann lernt das Belohnungssystem: "Seine Gehbemühungen sind förderlich und dürfen belohnt werden". (Weit entfernt erscheint nun der EP mit seinen Gefühlsexplosionen...)
1 Kommentar:
Sehr geehrter Herr Rindermann,
bei meiner Partnerin (45 Jahre) wurde vor einigen Wochen eine Parkinson Erkrankung diagnostiziert.
Für sie steht nun in einigen Tagen/Wochen die Entscheidung ob sie mit der Medikation beginnen soll oder nicht.
Auf der Suche nach möglichen Alternativen zum schulmedizinischen Ansatz bin ich auf Ihren Blog und die Arbeiten des Parkinson Recovery Project (Dr. Janice Walton-Hadlock) gestoßen.
Wissen Sie ob es das Buch "Recovery from Prakinson`s" auch in deutscher Sprache gibt?
Kann man über Ihren Blog hinaus evtl. direkt mit Ihnen in Kontakt treten?
Es würde mich sehr freuen von Ihnen zu hören. Gerne können Sie mir direkt antworten unter
mihca2000@yahoo.de
Mit freundlichen Grüßen
Achim K.
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