Dienstag, 17. Januar 2017

Bei Parkinson: Wannenbad mit Bürstenmassage durch Helfer im Hamam-Stil

Wohltuende Bäder im warmen Wasser der Badewannen zählen vermeintlich längst nicht mehr zu den Optionen von Langzeit-Parkinson-Patienten (über 15 Jahre seit Diagnose). Oft sitzt der Schrecken von kleinen oder größeren Ausrutschern vor, in oder nach dem Verlassen der Badewanne noch in den Knochen. Der Schatz bitterer Erfahrungen reicht hin bis zu Rippenbrüchen beim seitwärts Fallen auf den Rand der Wanne bis zum Bruch eines Wirbelsäulen-Knochens infolge einer Lockerung der Rückenmuskulatur durch das warme Wasser und anschließender Belastung beim Ausstieg aus der Wanne. - Das alles muss nicht sein. (vgl. auch Ziffer 3 im Post vom 9. September 2016 "Das Leben wird härter aber schöner..." in diesem Blog).
bei Parkinson: wohltuendes Baden im Hamam-Stil auch in bescheideneren Verhältnissen

Die innere Warnung "Mir droht Gefahr!" ist ja als wesentlich für die Entstehung des Morbus Parkinson identifiziert. Vgl. Janice Walton-Hadlock, Santa Cruz, CA, USA. Nun geht es darum, diesen inneren Zustand der Übererregung zu beenden. Wir benötigen das Signal "Entwarnung", d. h. die innere Überzeugung, dass nun wieder alles in Sicherheit ist. Diesem Zweck dienen die nachfolgenden Ausführungen.

Der Blogger hat mit Hilfe einer Pflegefachkraft ein sicheres Konzept für

"Baden im Hamam-Stil, aber zu Hause" 

entwickelt und erfolgreich verwirklicht. Hier sind die Eckpfeiler dieses Konzeptes:

1. Daheim in Sicherheit
Bleiben sie zum Baden daheim,  vermeiden sie die Risiken eines Bad- oder Hamam-Besuches außer Haus.

2.  Umgestalten
Gestalten sie ihr Badezimmer mit Badewanne um in Richtung Rutschsicherheit, Ordnung,  Sicherheit durch Haltegriffe und Gemütlichkeit. Vermeiden sie glatte Böden, legen sie ggfls. den Boden mit Sisalmatten aus, die auf ihrer unteren Seite rutschfest gemacht sind.

Nutzen sie den meist neben der Wanne lokalisierten Sitz der Toilette, indem sie den Sitz mit einem Badehandtuch "einkleiden" und so einen rutschfesten Sitz unmittelbar nach dem Ausstieg aus der Wanne gewinnen.

3.  Wach bleiben
Besorgen sie sich einen Badezusatz, der nicht auf Entspannung sondern auf Belebung zielt.

4.  nur Natur
Besorgen sie sich einen groben Block Hamam-Seife, d. h. gelb-grau-grünlich-farbige, reine Olivenölseife - keinesfalls solche aus der Apotheke, die nur diesen Namen trägt. Die Seife können sie auch zum Haarewaschen benutzen. Ein geeigneter Seifenhalter in guter Reichweite ist notwendig.
große türkische Supermärkte führen das Originalprodukt oft in ihrem Sortiment.
der gelbliche Farbton außen bezeugt: Olivenölseife natur

5.  Haut beleben
Halten sie zwei große Handtücher mit möglichst grober Oberflächen-Struktur zum Abrubbeln bereit.

6.  Nassmassage
Legen sie eine oder zwei unterschiedlich kräftige  Naturborsten-Bürsten zur passiven Nassmassage bereit.
Wildschweinborsten-Bürste für Nassmassagen

7.  rutschfest
Achten sie darauf, dass am Wannenboden eine rutschfeste Gummimatte liegt.

8.  nicht ohne "Aufsicht"
Nur in Begleitung und ggfls. leichter Hilfe einer Pflegeperson be- oder entsteigen sie der Wanne.

ACHTUNG! - Wenn sie außerstande sind, allein in die Wanne hinein und wieder heraus zu klettern, sollten sie nicht baden. - Die Pflegeperson hat nicht die Aufgabe, sie anzuheben und in der Wanne abzulegen. Bewahre! Die Pflegeperson soll ihnen vielmehr das Gefühl vermitteln, auf der sicheren Seite zu sein, wenn ein "Freezing", eine Angstlähmung oder eine "schlaffe Lähmung" herauf zieht. Sie ist zunächst ihr Beistand für den Fall, dass etwas nicht bereit gelegt wurde, das sie für ihr Bad benötigen.

Die Pflegeperson hilft ihnen beim Füllen der Wanne mit dem Badewasser in richtiger Temperatur und der Dosierung der Badezusätze. Von stark schäumenden Substanzen wird abgeraten.

Sie steigen langsam in die mit warmen Wasser gefüllte Wanne. Sie setzen sich auf den Wannenboden und strecken ihre Beine so weit wie die Länge der Wanne dieses zulässt. Sie entspannen für 1-2 Minuten, sie tun nichts.

9. Multi-tasking birgt Gefahr
Die Pflegeperson wäscht ihre Haare. Sie halten sich mit beiden Händen an vorher dafür ausprobierten Halterungen oder Wannenrändern fest. Sie müssen vermeiden, tiefer in das Wasser als nötig einzusinken und mit dem Hinterkopf gegen den Wannenrand zu schlagen. Dabei helfen ihnen die Halterungen. - Noch während sie den Seifenschaum im Haar tragen, bürstet ihre Pflegeperson mittels einer möglichst groben Nassmassage-Bürste ihre Kopfhaut, und zwar angefangen am vorderen Haaransatz in einem festen Strich bis hin zum hinteren Haaransatz an ihrer Schädelbasis.

Beachten sie bitte die Ausführungen über Akupunktur-Punkte am Kopf im Post vom 23. Mai 2013 "Healing Code gegen Parkinson-Symptome" einschließlich der dortigen Abbildungen der am Kopf gelegenen Meridian-Punkte in diesem Blog.

Nach dem Haarewaschen wird die Pflegeperson ihren Kopf mit kühlem Wasser spülen. Dies belebt. - Sie tauchen wieder für 1-2 Minuten ins warme Wasser. Der Kopf bleibt dabei über dem Wasser.

10.  sicheren Sitz schaffen
Die Pflegeperson bedeckt den Wannenrand mit einem feuchten kleineren Handtuch. Sie erheben sich innerhalb der Wanne in den Stand und setzen sich mit dem Rücken nach außen zur Pflegekraft gekehrt auf den mit dem Handtuch rutschfest gemachten Wannenrand. Dabei halten sie sich mit beiden Händen an den dafür anzubringenden Halterungen fest. - Das Hamam-Fest kann nun beginnen:
über 100 Akupunktur-Punkte des Rückens werden per Bürste aktiviert

11.  Nassmassage des Rückens
Die Pflegekraft bürstet nun - immer am unteren Rücken beginnend und am Hals und Nacken endend - mit der Naturborsten-Nassmassagebürste die gesamte Fläche ihres Rückens. Dabei geht es nicht um die Frage der Sauberkeit, sondern um die Methode der Nerven- und Blutgefäß-bezogenen Belebung ihrer wichtigen Körper-Rückseite mit der zentral verlaufenden Wirbelsäule.

Warum der Rücken?
Wie die Abbildung zeigt, befinden sich auf dem Rücken mehr als 100 Akupunktur-Punkte. Das sind über 100 Zugänge zu verschiedenen "Meridianen", in denen die Bioelektrizität von wenigen Millivolt den Körper durchströmt. Diese Punkte per Nadelung zu aktivieren würde wochenlange Akupunktur-Aktionen erfordern - Eine heftige Wildschwein-Borsten Rückenmassage wirkt etwas anders, aber u. U. nicht weniger effizient. Der Blasenmeridian ("Bl" in der Abbildung) ist bei Parkinson oft wenig lebhaft; dieser Zustand steht für Ängste und Unsicherheit, die das Lebensgefühl der Patienen prägen. Nassmassagen helfen dabei, gestaute Energie wieder in Fluss zu bringen. Oft hellt sich ein düsteres Szenario dadurch auf.

Beachten sie bitte auch die Ausführungen im Post vom 18. Juni 2016 "Nieren- und Blasen-Meridiane klopfen bei Parkinson" in diesem Blog.

12. Eincremen des Rückens
Hier, auf unserer Rückseite zeigt sich das größte Defizit. Unsere Haut trocknet aus und verliert damit ihre Geschmeidigkeit. Die Pflegeeperson übernimmt die Aufgabe des Eincremens ihres Rückens mit der von ihnen persönlich gewählten Crem-Duft-Note. Eine Wohltat steht bevor. -  und Sicherheit pur!
(Es ist selbstverständlich, dass sie - solange sie dies schaffen - ihre Beine und Füße allabendlich, auch ohne vorheriges Baden, selbst eincremen. Das gleiche gilt für die Vorderseite des Oberkörpers.)




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