Mittwoch, 18. Oktober 2017

Kognitive Umstrukturierung für Parkinson-Patienten: Erfahrungen, Erkenntnisse

Die Vielzahl und Vielschichtigkeit der Erfahrungen, Erlebnisse und Erkenntnisse beim Fortschreiten de Kognitiven Umstrukturierung lässt es als ratsam erscheinen, hier einen kurzen Überblick zu geben:

1. Visualisierung als wesentlicher Bestandteil des meditativen Vorgangs der Kognitiven  Umstrukturierung

Der Blogger wird tagtäglich beim Kognitiven Training ( gemäß Anleitung von Dr. Janice Walton-Hadlock, U.S.A.) mit der Visualisierung und ihren Ansprüchen an die visuelle Kreativität der Adepten konfrontiert. - Denn jede neue Kognitive Veränderung sollte sich auch in veränderten Szenen der Visualisierung widerspiegeln. Ansonsten verliert sich der Adept im Vagen, im Nebulösen.

Sinnvoll erscheint es zu sein, stets von einer realen Szenerie auszugehen, die sich womöglich während eines der vorangegangenen Trainings zugetragen hat. Dieser neue "Film-Abschnitt" muss dann in das von jedem Adepten individuell geschaffene Muster eingepasst werden. - Viel Erfolg dabei!

2. Erkenntnis-Blitze nicht entschlüpfen lassen!

Immer wieder ertappt sich der Blogger dabei, dass er gedanklich verkennt, dass es bei seinem Geh-Training gar nicht darum geht, tatsächliche äußere Gefahrenpunkte zu erkennen und zu überwinden. Es geht ja vielmehr um die innen, in den Gedanken, Ahnungen und Gefühlen schlummernden, ja lauernden "Gefahren". Offenbar hat die Kognitive Umstrukturierung es bisher noch nicht komplett geschafft, dass der Blogger einsieht, dass "draußen" Frieden herrscht.

Es bleibt also noch das Kunststück zu bewerkstelligen, dass dem Blogger bei jedem Geh-Trainingsschritt gewahr ist und bleibt, dass sich aus dem Inneren seiner Seelenwelt einer der "Fünf Räuber von Energie" (vgl. Zitat Liu I-ming) einschleichen kann. - Besonders gern kommt die innere Räuberbande beim genussvollen Geh-Training aus dunklen Winkeln gekrochen - und macht Knall auf Fall! - den Geh-Erfolg durch FREEZING ein unerwartetes Ende.

Anmerkung: auch das heutige Geh-Training ( 18.10.2017 ) verlief über 2 Kilometer ( L-Dopa-frei und ohne "Hand der Pflegeperson" )  erfolgreich mit etwa 30 Minuten Dauer.

Interessierte Laien sollten die vorgenannten Geh-Trainigs-Fakten vor dem Hintergrund betrachten, dass an trainingsfreien Tagen in der Zeit zwischen 10 und 22 Uhr (dies ist der Zeitraum der L-Dopa-Ferien alltäglich) nicht ein einziger "normaler" Schritt gehbar ist. Der Gleichgewichtssinn des gesamten Mobilitäts-Apparates aus Knochen, Muskeln, Sehnen und Faszien ist gestört. Jederzeit besteht Sturzgefahr, und zwar bei gehemmter Bewegung der Arme zum Abfedern des Sturzes. Dies nennt sich "100 % Geh-Behinderung". - 

Welche Wonnen bereiten dann wohl gelungene Geh-Trainings auf der Grundlage neu geschaffener "Schaltkreise" des Gehirns?!!

Z.B. auch das Bewegen im Schalltkreis Nr 1: Gehen im Hause, 4 Stunden nach letzter Medikation von 25 mg L-Dopa um 9.00 Uhr, Training um 13.00 Uhr am 22. Oktober 2017 - nach einer kurzen Dreirad-Pedelec-Tour von 2 Kilometern im Regen bei 10 Grad Celsius. Hier ist das Dokument: Video. Ein kleiner Zwischenspurt erfolgte jenseits der Routine.

Aufmerksam + achtsam sein nach innen, nicht nach außen. Denn "draußen" herrscht ja nun Frieden.

in: Liu I-ming: Zum Tao erwachen, S. 74


3. Wie wirken die "Fünf Räuber" auf die Energie-Verfassung des Menschen?
 - Freude
-  Zorn
- Trauer
- Glück
- Begierde


vgl. nebenstehendes Zitat: Liu I-ming, a.a.O., s. 74

...wird fortgesetzt, sobald ein kognitiver Fortschritt dies möglich macht...

4. Geh-Training nie zur Routine entarten lassen

Beim Geh-Training des Bloggers zeigt sich ohne Wenn und Aber jeder kognitive Fortschritt; aber auch jeder Rückschritt - objektiv und unverfälscht.

Es hat sich herausgestellt, dass bei jeder Art von Wegekreuzung bzw.  Richtungsentscheidung das laufende "motorische System" (ohne jedes Anzeichen von Parkinsonismus) gefragt werden will.  Der Blogger sollte und musste nach innen horchen, ob er einen Hinweis von dort erhält, in welche Richtung hier und jetzt abgebogen bzw. weitergegangen werden soll. -

Heute kam das Kommando: "Weiter geradeaus - und dann wirst du schon erkennen, wie's weitergeht!"
Dieser innere Vorgang fühlt sich etwa so an wie die Flugeindrücke eines Piloten bei der Beobachtung der Manöver seines Fluggerätes, das er vor einer halben Stunde auf Autopilot umgestellt hatte.

Und der Blogger ging bis zur östlich gelegenen Ecke des Parks am Weiher, wo das Cafe bereits Cafe servierte - nicht uns, natürlich, sondern den dort Ruhe suchenden Jungmüttern mit ihren Babies.

Gespannt bleiben auf "reale Erlebnisse" heisst das Ziel der kognitiven Umstrukturierung. -

Reale Erlebnisse spiegeln sich dann wieder in neuen Visualisierungen. Die Realität des "Anderen" kommt so ins kognitive "Trockentraining" im Hause.

5. Wandlung durch Umkehr zum Ursprung

Eine kognitive Umstrukturierung wird erreicht, indem neue Einsichten zu veränderten Emotionen führen, die mit einer Abschwächung der Wirkungen giftiger Emotionen einher gehen. Also gibt es folgende Schritte:

51. Emotionales Gleichgewicht der fünf Tugenden (5 De) von Geburt an.
52. Entfernung vom Gleichgewicht durch Lebenserfahrungen. 5 Tugenden gehen verloren. Giftige Emotionen schwächen die Organe.Vgl. auch "Parkinson-Habitus" im Post vom 08.12.2013 in diesem Blog; insbes. Francisco Varelas Ausführungen zum "Kreis des Lebens" (in: The Embodied Mind) und im Post vom 06.12.2013 über  "Parkinson-Habitus"
53. Erkenntnis, dass kognitive Irrtümer den Grund für Erkrankung und Unwohlsein liefern.
54. Erkennen und Erleben wahrhaftiger, teils giftiger Emotionen nach Jahrzehnten der Herz/Verstand-Dissoziation.
55. Entscheidung zur Umkehr in Richtung des urspünglichen Gleichgewichts der Emotionen. Vgl. Post vom 20.10.2017 in diesem Blog.
56. Erstmaliges Erleben der wiederentdecken Tugenden und Anwendung von Methoden einer produktiven Transformation giftiger Emotionen in heilend wirkende Tugenden.
57. Erreichen einer Annäherung an den  Status des Kreises der fünf Tugenden (vgl. Post vom 20.10.2017)

... ein langer Weg fürwahr; Blogger schreitet munter weiter voran...!..zwischendurch stolpert er hin und wieder...


6. Eskalation von Irrtümern - Rückbau (Abriss) der kognitiven Fehlkonstruktionen

Die Geh-Trainings ohne L-Dopa brachten es an das Tageslicht: ein an der nächsten Hausecke wartendes Schulkind wurde zum "Opfer von Rauschgift-Lieferanten" umgedeutet. Das zwanghaft "Gefahren" witternde Gehirn vergallopiert sich andauernd - ohne Unterlass. - und sofort reagiert das Nervensystem des Bloggers mit FREEZING.  Dies ist nur eines von etwa einem Dutzend imaginierten Horrorszenarien an einem sonnign Herbstvormittag; im Altweibersommer.
(Es fühlt sich an lausche man einer Rede Donald Trumps, in der er zu seinen Wählern hinter der  theatralisch halb vor den Mund gehaltenen Hand ins Mikrophon flüstert: "Es gibt dort einen Krieg,  da draußen!" und dabei bedeutungsvoll die Augen zusammenkneift.)

Zunächst wird die potjemkinsche Fassade zu demolieren sein. Aber - anders als bei Potjemkin ist diese Fassade hässlich, statt in Wahrheit schön und stattlich! - Diesen Schritt hatte der Blogger zum Anfang des Monats Oktober 2017 erreicht. - Das Geh-Training wurde spannungsfreier, und das Gefühl, im Krieg gegen die "Unwelt" zu sein, verblasste.

Aber der zweite notwendige Schritt auf dem Pfad zur realitätsbasierten Kognition fehlte noch: die Erkenntnis, dass die vermeintlichen äußeren Feinde in Wahrheit nur als fiktive Repräsentanten "innerer Störenfriede" , d. h. ungelebter und ungelöster Emotionen, auftreten. - Dieser Gedanke stieg aus der Gedankenwelt des Bloggers heute (19.10.2017) während der Übung zur Kognitiven Restrukturierung empor und geriet in das Bewusstsein - so dass er nun hier fixiert werden kann.

Nun kann der Blogger auch das Werk beginnen, eine visuelle Beschreibung dieses Vorgangs  zu finden. Daraus soll dann der neueste Stand der tagtäglichen Visualisierungen der genannten "ungelebten Emotionen" entwickelt werden. - Es bleibt spannend!

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