3. Akt: Erkrankung - Fortsetzung
sE: Das sE des Menschen, der mit der Diagnose "morbus parkinson" konfrontiert worden ist, versucht nun weiterin - entsprechend seiner Prädisposition - auch hieraus das Beste zu machen. Er wehklagt nicht, vertraut sein inneres Durcheinander, seine Dissoziation keinem anderen Menschen an. Selbst wenn er dies wollte, könnte das sE diese "Beichte" gar nicht liefern, da es ja selber - in seiner Selbst-Illusionerung - Opfer der "seelischen Erblindung" ist.
Das sE legt sich eine neue Strategie zurecht, mit deren Hilfe weiterer "Schaden", d. h. seelisches Leiden, verhindert werden muss. Diese Strategie wid durch das Vertuschen der Krankheit realisiert. Nach dem Motto. Wenn's keiner merkt, werde ich nicht mit lästigen Fragen behelligt. und ich kann mich weiterhin - wie bisher - in meinen "mentalen Reservaten" bewegen. Das sE gibt sich zweckoptimistisch: "schlimmer kann's ja gar nicht werden!" - Doch dies ist sein verhängnisvoller Irrtum, wie sich bald zeigen wird.
eine Rechnung ohne den Wirt
sE: Das sE hat bei dieser neuen Strategie aber seine Rechnung ohne den Wirt gemacht. Und wer ist dieser "Wirt"? Der Wirt ist natürlich der Geist-Körper-Komplex, das rI, das quasi die Startbasis für die Eskapaden des sE darstellt. Das rI - und das ist die Definition der Erkrankung - ist nicht mehr "Herr seiner selbst", sondern muss unwillkürlich erzittern, wenn bestimmte Situationen dazu zwingen. Ja, das rI muss sich sogar schütteln, d. h. eine oder beide Hände um wenigstens 5 cm unkontrollierbar hin und herbewegen -, sobald ohne Vor-Ansage eine auslösende Situation eintritt.
rI: Es ist nicht zu übersehen: Das rI, der Wirt des sE, will mit dem Zittern das Signal geben, dass nun die Grenze wieder einmal überschritten worden ist - und dass es Hilfe braucht, weil es die Kontrolle verloren hat.
sE. In seiner eingeübten Siegerpose und Erfolgssucht, die man auch als Angst vor der Aburteilung - wie gezeigt wurde - interpretieren kann, weiss das sE schon wieder schnellen Rat: Es bildet sich fort, es recherchiert vielenorts über Entstehung und Behandlung der Parkinson-Krankheit und legt sich auf der Grundlage der Recherche-Ergebnisse eine Durchalte-Strategie zurecht. Diese Durchhaltestrategie erinnert an Propaganda und Realitäten, denen deutsche Soldaten unter Adolf Hitler etwa von 1942-1945 ausgesetzt waren
der "Endsieg" ist nah...
Was ist gemeint? - Das rI hat doch tatsächlich einen neuen Grund gefunden, um nicht an den Festungen seiner Verblendung, den Barrikaden zur Begrenzung seiner Reservate rütteln zu müssen. Es kann seine Dissoziation weiterhin pflegen, weil es dafür einen nachvollziehbaren Grund gibt. Diesen Grund sieht das sE im Endsieg der medizinischen Forschung über die "unheilbaren" chronischen Krankheiten, zu denen ja auch die eigene gehört. Die Gen-Forschungg soll es richten, was das sE nicht in Angriff nehmen will.
Mit dieser Verlagerung der "Erlösung" in die unkontrollierbare Zukunft schwindet jede Chance des Erkrankten auf einen wenigstens glimpflichen Verlauf des morbus parkinson. Es geht dem Patienten wie den deutschen Soldaten zum Ende des zweiten Weltkriegs: ein aussichtsloser Kampf für ein sinnloses Ziel, und das Überleben ist nur noch eine Sache des Zufalls.
rI: Das rI ist über diese Entwicklung sehr unglücklich, weil es ahnt, dass bei einer angemesseneren Einstellung des sE Chancen bestünden, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen. Das rI beginnt, an dem unvernünftig und unnatürlich handelnden sE zu zweifeln. Dies bringt die Dualität von eI und sE insgesamt in Gefahr.
sE: Das sE leidet natürlich unter der Tristesse der Parkinson-Krankheit. Es traut sich oft nicht, die Wohnung zu verlassen, um sich "unter das Volk zu mischen". Ebenso am Arbeitsplatz: Das sE reduziert Kontakte zu seinen Kollegen auf ein Minimum, um nicht in dem einen oder anderen Falll in Erklärungs-Notstand zu geraten. "Warum zitterst du?" "Ich glaub, du hast die Schweinegrippe!"
sE: Zur eigenen Aufheiterung kennt das sE des Patienten probate Mittel: Alles, was zum Ausstoß von körpereigenem Adrenalin führt, wird als anregend, befriedigend und aufmunternd empfunden.
Was könnte dies sein? - Nun, es sind - wie bei alleen anderen Menschen - auch alle Götzen des Hedonismus, hier jeweils mit ihren Ansatzpunkten zur Dissoziation beispielhaft aufgeführt
Kauf-Sucht -
Selbst-Darstellung, Selbst-Inszenierung, Selbst-Verliebtheit
finanzielle Wagnisse -
Selbst-Beweihräucherung, Selbst-Test, Selbst-Überschätzung
Börsen-Spekulation -
Selbst-Überschätzung, Selbst-Kasteiung
Abenteuer-Trips
Selbst-Inszenierung, Selbst-Inthronisierung, Selbst-Verliebtheit
Glückssspiel -
Selbst-Ausbeutung, Selbst-Bestrafung
Sexual-Phantasien -
Selbst-Mißbrauch, Selbst-Verwahrlosung, Selbst-Befriedigung
Bordell-Besuche
Selbst-Erniedrigung, Selbst-Verübelung
Internet- und Telefonsex -
Selbst-Mißbrauch, Selbst-Verleugnung, Selbst-Befriedigung
Alkoholismus
Selbst-Mißbrauch, Selbst-Verwahrlosung, Selbst-Agression
Computer-Spiele
Selbst-Erniedrigung, Selbst-Verwahrlosung, Selbst-Verleugnung
Welch schreckliche Ansammlung profaner, wenig sinnvoller Aktivitäten, die das sE des Parkinson-Patienten dank seiner Disposition allerdings äußerst selektiv und immeer diskret handzuhaben versucht. Das sE der Patienten folgt damit nur der Spur, den die Massenmedien auch allen gesunden Menschen in der Werbung empfehlen.
rI: Die hedonistischen Ersatzbefriedigungen des sE sind aus der Sicht des rI jämmerliche Schwachheiten, die ihm, dem rI, zugemutet werden und die seine Verachtung des sE verstärken. Mit jedem Adrenalinschub, den ein Computerspiel des sE im Gehirn des rI auslöst, ist ja auch immer schon das "Erwachen" aus der Stimulation, die Entzugswirkung,verbunden: das Abstürzen nach der Adrenalinausschüttung, die mit dem Gefühl der Depression des sE einher geht. "Depression" steht hier zunächst für die noch oberflächlicheren, aber durchaus schon unangenehmen Gefühle, wie z.B.
Ermattung
Enttäuschung
Antriebslosgikeit
geistige Leerheit
Hektik
Ruhelosigkeit
Nervosität
mangelnde Konzentrationsfähigkeit
Wiederholungsverlangen
Übellaunigkeit
Streitlust
Povokantes Auftreten und Reden.
rI: Nun müsste das ri eigentlich erkennen, dass die vorgenannteen Leidensformen nicht sein eigenes Wesen betreffen, sondern allein zu Lasten des Se gehen. Jedoch: beide, das sE und das rI, wissen ja gar nicht, auf welche Weise sie sich von einander unterscheiden. In den Gedanken und Gefühlen des erkrankten Menschen wird ja alles durcheinander geschüttelt. Von Sekunde zu Sekunde ist mal das sE dran, mal das rI. Es ist die Dissoziation von sE und rI, welche die Parkinson-Krankheit ausmacht.
Dissoziation
Fortsetzung folgt...
4. Akt: Therapie
Vgl. Posting vom 27.10.2015 "Erlernter Nichtgebrauch" entlarvt Parkinson-Charakterzüge
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