Jeder Parkinson-Patient sollte sich mit dem Thema auseinander setzen, welche psychologischen Vorgänge hinter den degenerativen neurologischen Veränderungen stehen. Eine Dissertation an der Universität Granada, Spanien, liefert zu diesem Thema kreative Diskussionsbeiträge. - Der frisch gebackene "Dr." war übrigens ein Geschäftsmann mittleren Alters, der selbst Parkinson-Patient geworden war und der den Weg der Introspektion ging.
Der bei Hurni auftauchende Begriff "strukturelle Dissoziation" ist hier kurz auf Deutsch erklärt.
Lesenswert sind auch die einschlägigen Ausführungen in diesem Blog von 2012 zu diesem Thema der getrennten Persönlichkeitsanteile.
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Hurnis Arbeit ist in spanischer Sprache (Castellano) erschienen.
(Markus-‐Peter Hurni: „El trauma emocional como posible factor etiologico en el enfermedad de Parkinson idiopatico“, Granada 2009)
Der Blogger wagt die Probe auf's Exempel: Hier ist eine erste Darstellung der Befindlichkeit eines "waschechten" Parkinson-Patienten nach 17 Jahren der Erkrankung, davon 6 Jahre härtester Arbeit am Entzug des Parkinson-Medikaments L-Dopa (Levodopa). Nach erschreckenden Entzugserscheinungen von 2009 - 2013 ist nun ein womöglich stabilisierter Zustand erreicht. Eine Reduktion der L-Dopa-Medikation wurde erreicht. Pro Tag werden zwischen 125 und 250 mg L-Dopa eingenommen, begrenzt auf die Zeit von 5 - 11 Uhr vormittags. Ab Mittag lebt der Blogger medikamentenfrei.
Hier ist eine Aufstellung der Befindlichkeit und Symptomatik in der medikationsfreien Zeit:
1. Spastische Zuckungen des linken Beins und Fußes kommen zur Ruhe.
2. Die Hände zittern nicht.
3. Unwillkürliche Verzerrungen der Gesichtsmuskulatur kommen nicht mehr vor - bis am nächsten Morgen die Medikation erneut startet.
4. Das Gangbild wirkt etwas müde, jedoch kein Schlurfen oder Trippeln. Beim Gehen innerhalb der eigenen oder fremden vier Wände gibt es öfters unfreiwillige Stopps, die dem Freezing ähneln mit dem Unterschied, dass keine Angstgefühle damit verbunden sind. Stürze können durch größte Achtsamkeit beim Gehen zu Hause vermieden werden.
5. Immer wieder kann ein "Gehen ohne Zweck" hemmungsfrei praktiziert werden, das dann aussieht wie bei einem gesunden Menschen. Eine Kanne voll Kaffee oder auch nur eine Milchflasche können nicht umher getragen werden, ohne dass unerwartete Stopps beim Gehen eingelegt werden, weil die Beine dem Geh-Befehl nicht folgen.
6. Stark gehemmt bleibt das Gehen, sobald ein Telefon klingelt oder die Türglocke läutet.
7. Beim Gehen kann nicht gleichzeitig gesprochen werden.
8. Auf öffentlichen Straßen ist ein vorsichtiges Gehen zwar möglich, kann jedoch ohne einfühlsame Begleitung keineswegs empfohlen werden. Entgegen kommende Passanten, Radfahrer und
Hunde können jederzeit ein Freezing, d.h. einen Zustand zwanghafter Bewegungslosigkeit auslösen. Das Gleiche gilt für das Überqueren von Straßen und die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel: ohne Medikation kein sicherer Zugang.
9. Die Stimmungslage ist gegenüber der Medikationszeit am Morgen deutlich verbessert und entspannt.
10. Ruhige Gespräche und schriftliche Darstellungen mit dem Laptop sind möglich. Das Denken bewegt sich in ruhigen, selbstkritischen Bahnen.
11. Die ersten drei Stunden nach Entzug der L-Dopa-Medikation sind unangenehm und nicht selten von depressiven Verstimmungen begleitet, die weitgehend gleichmütig hingenommen werden.
12. Abends ist jede Form privater gesellschaftlicher Zusammenkünfte erwünscht und möglich.
13. Die geliebten Musikinstrumente müssen in dieser Zeit warten bis am nächsten Vormittag wieder unter L-dopa-Medikation Spielfähigkeit ereicht wird. Schade!
14. Unter belastenden Bedingungen kommt es weiterhin zu "Fehlleistungen", die aus der Zeit vor der Parkinson-Erkrankung bekannt sind und auch unter L-Dopa-Medikation nicht gemildert, sondern regelmäßig verstärkt wurden und werden. Eine gute Übersicht über typische Störungen und "Fehlleistungen" bei struktureller Dissoziation - als Vorbedingung des morbus parkinson - gibt nachfolgende Tabelle von Ellert Nijenhuis e. a. :
"Structural dissociation" ist der Begriff, der von Mark Hurni in die wissenschaftliche Diskussion über die Kennzeichnung "innerer" Symptome des idiopathischen morbus parkinson eingeführt wurde (s.o. wiedergegebene Tabelle).
Hierzu folgt eine weitere Tabelle, von Ellert Nijenhuis e. a., welche einen guten Überblick über die Symptomatik der "strukturellen Dissoziation" gibt:
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