partmobil avanti für Gehbehinderte |
Das Erleben einer zweistündigen Stadt-Tour per Elektro-Dreirad "partmobil" bringt selbst im fortgeschrittenem Parkinson-Stadium verloren geglaubte Kompetenzen zurück. Es war im November 2015: Hamburg mit Oberalsterweg im Herbst; von Eimsbüttel nach Ohlsdorf und zurück. Beim Absteigen vom Elektro-Dreirad waren nach zweistündigem belastungsarmen Pedalstrampeln die lästigen Dystonien des linken Beines (unkontrollierbare Schlenkerbewegungen) überwunden. Die Schritte waren fest und nahezu im Normalzustand vor Beginn der Parkinsonerkrankung vor 20 Jahren. Auch als nach getaner Arbeit (Dreirad-Tour) das Vehikel untergestellt und ans Stromnetz angeschlossen wurde, gab es keine unverhofften Lähmungsattacken ("freezing").- Während der Tour hatte der Blogger 75 mg L-Dopa "konsumiert". - Am darauf folgenden Tag kamen die Dystonien zwar zurück, hatten aber ein wenig von ihrem Schrecken verloren. Und zumindest in der Stunde unmittelbar nach der e-Trike-Tour wirkte das Erlebnis nach. Genug Zeit zum Einkaufen und zur sicheren Rückkehr zur Wohnung.
Und nun der Clou !
Das abgebildete Elektrofahrzeug wurde in der als Krankenfahrstuhl bzw. City-Scooter zugelassenen Version mit hellblauen Moped-Nummernschild von den privaten Organisationen der Krankenversicherung in Höhe bis € 2.500,-- bezuschusst. Für diesen Zuschuss zu den Anschaffungskosten bedarf es eines neurologischen Gutachtens. In solchen Gutachten ist präzise darzulegen, worin beim Fahrerlebnis die therapeutische Wirkung besteht, die sich auf klar zu benennende Parkinson-Symptome und deren Variation beziehen muss.
Es reicht n i c h t aus, wenn sie - wie der Blogger - erklären:
"Mein Gehirn gewinnt beim partmobil-Fahren den Eindruck, es würde für Tarzan arbeiten, welcher mühelos und heldenhaft das schwere Fahrzeug über 20, ja 30 km Distanz und mit 16 km/h samt Insasssen durch bunt belaubte Wege und Wohnstraßen kutschiert." -
Aber wenn sie ihrem Neurologen ihre Erlebnisse plastisch schildern, kann er auf dieser Grundlage sein Gutachten anfertigen, das sie bei der Krankenversicherung einreichen. Es geht dabei um andere Neurotransmitter, die das nicht abgerufene Dopamin in seiner ausbleibenden Wirkung teilweise ersetzen. Auch der Hinweis auf neueste Forschungsergebnisse der Uni-Klinik Düsseldorf zum Thema Radfahren und morbus parkinson kann hilfreich sein.
Natürlich können sie auch ein nur per Pedal angetriebenes dreirädriges Fahrrad benutzen. Die neurologisch darzulegende therapeutische Wirkung wird jedoch nicht vergleichbar sein. Der Blogger hatte selber im Herbst 2014 ein partmobill avanti OHNE Elektroantrieb im Einsatz. Aber das Fahrzeug war einfach zu schwer, um die erhoffte "Leichtigkeit des frohgemuten Radelns" zu bewirken. Bei geringster Steigung wurde das Radeln zur Qual. Da kamen keine alternativen Neurotransmitter zur Hilfe!
mobil auch im Urlaub 2016 nach 20 Jahren mit Parkinson |
Zur technischen Klassifizierung des "Hilfsmittels für Gehbehinderte"
"Das partmobil avanti ist kein Fahrrad, auch keines mit Elektro-Zusatzantrieb,
sondern
eine Art Rollstuhl mit 3 Rädern und zusätzlichem Pedal-Trainer.
Wieso?
- Das wie ein Moped kennzeichenpflichtige
partmobil avanti wird im Fahrzustand ausschliesslich elektrisch angetrieben.
- Wenn der Fahrer hierzu in der Lage ist, kann er per Pedaldrehung über ein Ladegerät der Batterie Ladung zuführen. Letzteres geschieht mit sehr geringem Druckwiderstand. Dieses drucklose Treten hat die vom Neurologen geschilderten therapeutischen Wirkungen. Bei diesem Laden bewirkt der Fahrer keine Fortbewegung; dies geschieht allein durch den E-Motor.
- Wie beim Moped kann die Fahrbewegung nicht ohne ½ oder
1 Drehung der Pedalkurbel in Gang gesetzt werden." - Wenn der Fahrer hierzu in der Lage ist, kann er per Pedaldrehung über ein Ladegerät der Batterie Ladung zuführen. Letzteres geschieht mit sehr geringem Druckwiderstand. Dieses drucklose Treten hat die vom Neurologen geschilderten therapeutischen Wirkungen. Bei diesem Laden bewirkt der Fahrer keine Fortbewegung; dies geschieht allein durch den E-Motor.
(in: Original des Antrags auf Bezuschussung durch private Krankenversicherung)
Die Alternativen "normales Zweirad" und "Elektro-Zweirad" empfiehlt der Blogger Parkinson-Patienten nicht. Zwei Rippenbrüche in Folge von Freezing-Attacken beim Radfahren sind mehr als genug. Wenn die Lähmungsattacke kommt, bewegt sich nichts, auch nicht der Lenker - bis Rad und Easy Rider am Boden liegen und die Knochen zählen...Bitte nicht!
Hier sind zwei weitere therapeutische Wirkweisen des Trainings mit dem partmobil avanti:
1. Aufbau der Beinmuskulatur bei intensiver Nutzung
2. Stärkung der Rückenmuskulatur durch permanente kleine, die Boden-Unebenheiten ausgleichende Bewegungen der Wirbelsäule wie beim Reiten.
3. Stärkung der Muskulatur des Beckens durch unwillkürliche Bewegungen der Wirbelsäule bei ergonomisch optimaler Sitzposition auf eindem Traktor-Sitz mit einstellbarer Rückenlehne
Bitte lesen sie auch den Posting vom 4. November 2014 in diesem Blog (Umstieg von Zwei- auf Dreirad).
Mit dem partmobil avanti fährt der Blogger im Winter 2015/16 bei Temparaturen von minus 5 Grad Celsius bis zu 15 km ohne Unterbrechung, aber auch bei Regen und Schneeregen im Hamburger Stadtgebiet. Ausdauer trainieren ist die Devise!
Lesen sie bitte noch einmal das Posting "John Pepper (81) rennt..." in diesem Blog vom 27. Oktober 2016. Dann wird ihnen klar, dass das E-Dreirad-Fahren für den Blogger und vergleichbare Langzeit-Patienten die einzige Chance darstellt, in einen auf angenehme und ungefährliche Weise anstrengenden - möglichst schweisstreibenden - Bewegungsmodus zu kommen. Ein solcher Modus ist nötig, um Neuroplastizität zu ermöglichen. Doch was tun, wenn das Gehen und Laufen mit Medikamenten sich durch Überbewegungen (Hyperkinesen) selbst abbremst, wenn das Gehen und Laufen ohne Medikation nur in geschützter Umgebung und eben nicht auf befahrener Straße oder im Shopping Center funktioniert?
- zu Hause auf einem Laufband üben? oder
- auf einem fest installierten Trainingsfahrrad? -
Antwort: Laufband erhöht den inneren psychischen Zwang zur Leistung und führt zum Freezing. Fahrrad-Training entmutigt in Folge von Erlebnisarmut und Entäuschung. -
- Besser raus aus der Bude und hinein in die Sonne---
Having an easy ride!
Zum Thema Mobilität beachten sie bitte auch diese Posts in diesem Blog:
27.10.2015
30.04.2015
22.12.2014
am Willkomm-Höft, Unterelbe, 20 km weg von zu Hause |
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