Montag, 30. November 2009

Selbst-Interpretation revidieren

Bevor der spätere Parkinson-Patient erkennbar erkrankte, war er bereits Opfer seiner Selbst-Interpretation. Auf alle Eventualitäten seines Lebens selbst eine Antwort bereit halten zu müssen, ist sein Selbstverständnis, das seinem Ich eine unzumutbare Rolle auferlegt. Ergebnis einer solchen Zumutung ist ein argwöhnisches Naturell, das sich darin zeigt, dass er auf seine Umgebung und Nachbarschaft als potenzielles Gefahrengebiet blickt und permanent meint, sich der dort schlummernden Gefährdungen erwehren zu müssen. - In der Sprache der Aktienbörse wird eine solche Einstellung als "BEARISH" bezeichnet. Die gegensätzliche Einstellung dazu nennt der Börsianer "BULLISH"

Wie auch beim Börsianer wohnen beide "Seelen" gleichzeitig bzw. abwechselnd in der Brust des Parkinson-Patienten... gefragt ist mehr von der "Seele" bzw. vom Naturell des Bullen! Dieser steht friedlich auf seiner Weide, frisst Gras voller Zuversicht, dass für ihn gesorgt ist. Der vom Naturell her argwöhnische Bär versteckt sich dagegen gern und überfällt als Raubtier seine Opfer aus dem Hinterhalt..



bullish   or   bearish  ?



Nach den Forschungsergebnissen des Parkinson Recovery Project ist eine solche Prädisposition notwendige, nicht aber hinreichende Bedingung für eine Erkrankung. In den voran gehenden Posts "Dualität im Kopf überwinden" und "Gefahr durch Vermeidung von Schmerz und Trauer" sind zu diesem Thema der Selbstinterpretation jedes Menschen philosophsche bzw. anthropologische Erklärungsansätze zitiert.

Kurs-Korrektur

An dieser Stelle soll nun das gleiche Thema in Form einer direkten Gegenüberstellung des reinen Ichs mit dem selbsternannten Ego dargestellt werden - mit dem Ziel, dem Parkinson-Patienten einen höheren Grad an Sensibilität zu vermitteln, um eine Revision seiner Selbstinterpretation auf den Weg bringen zu können.


Selbsternanntes Ego:
träge, feige, hinterhältig, eitel, hochmütig; voller Selbst-Mitleid, Sorge, Bedauern, Argwohn, Neid und Ärger

Reines Ich: gewissenhaft, mutig, bescheiden, mildtätig; voller Mitgefühl, Freude, Verständnis, Zuversicht und Vertrauen


Das selbsternannte Ego wird in der Grafik durch den weißen, kräftig gezeichneten Abschnitt eines Kreises dargestellt, der größtenteils außerhalb des Rahmens liegt.

Das selbsternannte Ego ist eine Abschweifung der Gedanken des Menschen in Richtung einer Entfernung vom Hier und Jetzt. Diese Abschweifung führt in eine "Sackgasso ohne Wendemöglichkeit". Was heißt das? - Es bedeutet, dass gedankliche Entfernung vom reinen Ich zwangsläufig beendet werden muss - eine Rückkehr zum reinen Ich ist allerdings nur noch im Rückwärtsgang möglich, ein wahrlich mühevolles Manöver.  Die Rückführung des selbsternannten Ego in den Rahmen des reinen Ich ist mit Leiden verbunden. Dieses Leiden ist erst dann beendet, wenn Ego und reines Ich wieder deckungsgleich sind.

Das Schwierige beim Erkennen von "Untaten" des selbsternannten Ego liegt darin, dass auch gedankliche "Fehlgriffe" genau so dazu gehören wie von außen erkennbare Handlungen. Merke wohl: Auch herunter geschluckter Ärger, der im Wege der Ablenkung verdrängt wird, bleibt Ärger - im Sinne von innerlicher Erregung über Dinge oder menschliche Aktionen, die dem selbsternannten Ego "gegen den Strich" gehen.



Das reine Ich zeigt sich im Bild als schwach gezeichneter Kreis mit seinem Schwerpunkt in der rechten Bildhälfte. (Die Grafik zeigt das Logo des Benediktinermönches und Zen-Meisters Willigis Jaeger).

Das reine Ich ist die individuelle Ausprägungsform der "fundamentalen Intelligenz des Universums". Das reine Ich ist somit verbunden mit der Quelle unbegrenzter Energie, die es  - sofern es dazu gewillt ist - jederzeit in Anspruch nehmen kann. Die fundamentale Intelligenz  ist ein Teil des reinen Ich im Menschen. Sie ist Ursprung seiner Existenz und leitet ihn schon seit Urzeiten seiner Evolution.

(Vgl. Zen-Meisterin Daehaeng Sunim. "No River to Cross")

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