Dienstag, 27. Juni 2017

Teufelskreis irrealer Akkumulation von Angst (dirty road) durchbrochen

Auf Dauer gelingt es dem Parkinson-geschädigten Hirn nicht, den ersponnenen Unsinn von der steten Gefahr für Leben und Tod (= Ursache des Freezinng / Stupor) aufrechtzuerhalten. Voraussetzung dafür, dass der durch den "schmutzigen Weg" entstandene Teufelskreis durchbrochen werden kann, ist ein nachweisbarer, solider Fortschritt in der kognitiven Umstrukturierung. - Und ebendies scheint am 26./27. Juni 2017 dem Blogger passiert zu sein. Zwei neue Gehirn-Schaltkreise sind entwickelt und - zunächst begrenzt - erfolgreich eingesetzt worden als Ersatz der dopamin-betriebenen fehlerhaften alten Schaltkreise. (Vgl. Anmerkung zu Clement Meadmore am Schluss dieses Posts)

1.  Schaltkreis
Geh-Übung im Haus - ohne L-Dopa: 60 Minuten

Am 26.06.2017 ist der Blogger im Hause einen 16 Meter langen Korridor von 14.15 bis 15.15 Uhr
ohne Unterbrechungen  auf und ab geschritten. Schrittlänge ca. 50 cm. Tempo: 4 -  5 km/h, ohne jegliche parkinsontypischen Anzeichen der Körperhaltung oder des Gangbildes - im 21. Jahr seit Beginn des Morbus Parkinson vom sog. idiopathischem Typ -
180 Grad Kehre jeweils in einem Schwung; hin und her
Parkinson-Patient beschreibt im Film so sein Lebensgefühl
- Wie Rainer Maria Rilkes Panther, damals im Jardin du Luxembourg, Paris (vgl. "Zeit des Erwachens",  Film mit Robert de Niro als Parkinson-Patient, Robin Williams in der Rolle des Dr. Oliver Sacks in den 1960er Jahren) -
Anmerkung: Robin Williams litt vor ca. 5 Jahren dann tatsächlich selbst am Morbus Parkinson. Er beging Selbstmord am 11.08.2014 im Alter von 63 Jahren. Vgl. Posting vom 25.01.2017 in diesem Blog.

Die oben geschilderte Geh-Übung wurde am 02.07.2017 erfolgreich wiederholt.


2.  Schaltkreis
Geh-Übung außer Haus - ohne L-Dopa:
600 Meter davon ohne Hand-Kontakt zur begleitenden Pflegekraft

Schon beim Durchschreiten der Hauseingangstür nach draußen fühlte der Blogger am 27.06.2017 um 11 Uhr  genug Mut, um in aufrechter Haltung "beherzt" auf das Trottoir zu treten und mit einem flotten 45 Grad Schwenk nach links Richtung Osterstraße voran zu gehen. Dabei ergriff der Blogger  nicht wie gewohnt die Hand  der Pflegekraft. - Doch eigentlich zeigten sich bereits beim forschen Durchschreiten des langen Treppenhaus-Flurs vor der Eingangstür auffällige Veränderungen der Selbstwahrnehmung des Bloggers.  Nicht mehr schlurfenden Schrittes "immer an der Wand lang", sondern nun erwartungsvoll und bestens gelaunt direkt nach draußen strebend. - Wie ein Ich-Erwachen fühlte sich das an. Als habe der Blogger endlich den "Hoppla, jetzt komm' ich!"-Modus gefunden, frei nach Hans Albers in den 30er Jahren.

A L P T R A U M  vor 65 Jahren
Anmerkung: gewöhnlich erinnern die letzten 10 Meter des Treppenhaus-Flurs den Blogger immer wieder an einen Alptraum über Lähmung bzw. Bewegungsunfähigkeit seines Körpers, insbesondere der Beine auf dem Fluchtweg vor "gefährlichen" Verfolgern aus dem Hausinneren. Ein solches Geschehen war im Alter von 7 - 12 Jahren Standard-Thema des Alpträumens. -
Verfolgerin. schwarze Katze ?
Wer die Verfolger waren in diesem Traum? - Der Blogger erinnert sich an ein oder zwei im Dunklen lautlos schleichende, nicht erkennbare schwarze Großkatzen - Panther vielleicht- , die nur durch ihre leuchtenden Augen lokalisierbar waren. - Doch nun zurück zur Gegenwart, 60 Jahre danach:
...da zittert, bebt, schlurft und stolpert keiner daher, nein!

Und keine der zahllosen Begegnungen in den nächsten 10 Minuten konnte den Blogger aufhalten, seinen Weg zur übernächsten großen Straßenkreuzung fortzusetzen: Baulärm, parkende LKW mit laufendem Motor, am Handy hängende lautstarke Passanten, entgegen kommende Matronen im "jetzt- komm'-ich-Modus" - all das liess ihn kalt bzw. cool. Keine Spur der üblichen Platzangst-ähnlichen Vorstellungen vermeintlicher Gefährdungen für Leib und Leben!

Nach 10 Minuten forschen Gehens kippte das System; jedoch nicht gänzlich zurück auf den Status davor (Gehen nur an der Hand), aber vorübergehend "mit Anfassen", danach immer wieder mal "ohne Anfassen".

... und mit Bravour gelang die Rückkehr zum Hauseingang ohne Anfassen der Hand der Pflegekraft, vorauseilend und ohne Zögern inmitten einer vor dem Haus offenen Großbaustelle mit 4 mittelgroßen Baumaschinen im Einsatz, Radfahrern auf dem Fußweg und flanierenden Passanten.

Hammer vergessen, um 180 Grad Körperachse drehen, mit Schwung losgehen

Neu waren während der insgesamt 40 Minuten dauernden Geh-Übung auch kurze Einlagen im  Jogging-Modus, wenn der Weg einmal übersichtlich war. Bei kurzen, unvermeidbaren Stopps auf dem Rückweg zum Haus nutzte  der Blogger den vor fünf Jahren noch gern genutzten Trick (paradoxe Intention nach Victor Frankl, 1946) des "Rückwärtsfallenlassens" (wie ein olympischer Hammer-Werfer), um wieder Schritt fassen zu können.
Der Durchbruch will geübt sein - tagtäglich bei Parkinson

Die ex-Dissoziaions-Übung von Dr. Janice Walton-Hadlock zeigt Wirkung - wen wundert es: bei täglich 5-8 Durchgängen der kognitiven Umstrukturierung

= Umschaltung von Hirn- auf Herz-Führung
-  Frieden und Harmonie, statt Wirrwarr
Salomo erbat ein hörendes Herz. Gott gewährte seine Bitte.

In den ersten Juli-Tagen kommt dem Blogger während seiner Übungen immer wieder die Ähnlichkeit der kognitiven Umstrukturierung mit König Salomos Bittgebet in den Sinn:

„Verleih deinem Knecht ein hörendes Herz“
(in: Buch der Könige)

Salomo will die Führung seines Volkes übernehmen; dazu erbittet er von Gott ein hörendes Herz. - In der Übung der kognitiven Umstrukturierung bittet der Patient um die Füllung des Herzens mit Frieden und Harmonie; und nach Vorliegen dieser Voraussetzung will sein Herz wieder die Verantwortung für seine und des Gehirns Sicherheit zurück haben!!!
die Augen sind der Spähtrupp des Gehirns - das Herz sieht mehr!

Kleiner Rückfall

Am 04.07.2017 wollte der Blogger das oben beschriebene Kunststück in der "Hoppla, jetzt komm ich"-Manier wiederholen. Diese Absicht war aber offenbar zu hoch gesteckt (flying high), und sie misslang gründlich. Eine Strecke von 1.100 Metern wurde zwar gegangen, jedoch an der Hand der begleitenden Pflegeperson. Und immer wieder zwischendurch verzögerte Abläufe der Gehbewegungen und auch komplette Stopps. Letztere zum Glück ohne Angstanfall, ohne Zittern. Auch die "paradoxe Intention" brachte den Blogger nicht von der Stelle. -

Fazit: "Immer an der Wand lang" (Schlager-Titel von 1905) bleibt als Alternative, wenn "Hoppla, jetzt komm ich" hinter den Erwartungen zurück bleibt.

Wohlgemerkt ohne L-Dopa-Medikation das ganze.

Fazit: Du kriegst nichts geschenkt. Das Belohnungssystem des Bloggers will noch nicht wahrhaben, dass Geh-Übungen gut sind für Körper, Verstand und Geist.


Vgl. auch die hier genannten Posts zum Thema "Mobilitäts-Training/neue Schaltkreise im Gehirn" in diesem Blog:

vom 05.02.2015
(ebendort Abdruck von Clement Meadmore's article: "How to create new brain circuits that don't depend on dopamine")

vom 27.01.2015
vom 18.02.2016
vom 22.12.2014
vom 04.11.2014

und viel Erfolg durch Training!

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