Freitag, 19. März 2021
Star-Dirigent James Levine (77) verstarb am 9. März 2021 nach 25 Parkinson-Jahren (Interpretation nach Polyvagal-Theorie)
Bitte lesen sie den kurzen Post über den Parkinson-Patienten James Levine vom 15.04.2016 in diesem Blog - bevor sie in folgendem Text fortfahren!
In dem hier folgenden Post wird die Polyvagal-Theorie von Stephen Porges als Erklärungseinfall zur Interpretation der bei Levine zu beobachtenden, paradox anmutenden Phänomene heran gezogen. Auch die erhobenen Vorwürfe des sexuellen Mißbrauchs seiner Position in München (?). in New York (!) und in Boston (!) werden hier erörtert und mit neurobiologischer Methodik eingeordnet (vgl. auch New York Times/2021/03/17/obituaries/james-levine-dead.):
Der Blogger fühlt sich aufgerufen, dem Star-Dirigenten der Metropolitain Opera of New York, James Levine, eine Art letzte Ehre zu erweisen, bevor einige unschöne Details seines Personal-Führungsstiles das Gesamtbild seiner Individualität in die allzu-irdische Niedrigkeit verzerren:
1. Parallele Daten
Levine ist, wie auch der Blogger, im Jahr 1943 geboren. Er lebte seit seinem Lebensalter von ca. 55 Jahren mit dem Morbus Parkinson vom idiopathischen Typ. Das gilt auch für den Blogger.
2. Musiker mit Leib und Seele: "Wer sich die Musik erkiest, hat ein himmlisch Gut..." (Text von Martin Luther)
Als Amateur-Jazzmusiker will sich der BLogger künstlerisch nicht mit Levine vergleichen, aber das besondere menschliche Interesse bekunden, das unter Musikern üblich und erwähnenswert ist. Für den Musiker mit dem Morbus Parkinson gilt die Besonderheit, dass der bei Parkinson gestörte Zugang zum ventral-vagalen Modus des Zentralen Nervensystems - aus der Position im Sympathischen Modus heraus - immer wieder plötzlich gelingt. Beim Musizieren auf hohem Niveau kann er den seelischen Zustand der Verängstigung überwinden und die schöpferische Produktion des Musikstückes aus innerer Ruhe heraus genießen. Damit werden Kräfte regeneriert, die Nicht-Musikern nicht zur Verfügung stehen. Jazz- und Rockmusiker nennen dies "groove". Es ist wie "flying high" mit der synthetischen Pharma-Standard-Droge Levodopa ( L-Dopa): Du fühlst dich "allmächtig". Aber im Gegensatz zum Konsum von L-Dopa bleibt bei Musikern dann ein als Entspannung erlebtes Zufriedenheitsgefühl zurück. - Die Selbst-Täuschung des "normalen" Parkinson-Patienten steht also eine unbestrittene Selbst-Befähigung durch musikalische Interaktion der Musik-Hochleistenden gegenüber. - Vor schwierigsten Aufgaben leistete Levine dank Glauben an seine eigene musikalische Führungsfähigkeit Unglaubliches, zog damit seine Musikanten und Zuhörer in seinen Bann. Dort wirkten die von Porges und Dana in die Polyvagal-Theorie eingebrachten "Glimmer"- als nach "oben" ziehende Glut-Reste, die schnell wieder zum lodernden Feuer zu entfachen sind. Doch der ventral-vagale Liegestuhl-Platz am Meer ist immer wieder durch "Trigger" gefährdet: Wer sich kurz vom Liegestuhl am Meerestrand erhebt, um einer Badenixe hinterher zu blicken, findet seinen Platz im Liegestuhl dann besetzt von jemand anderem...abwärts geht es auf den Stufen der polyvagalen Leiter zur "Kampf oder Flucht"-Mobilisierung im Sympathischen Modus des Autonomen Nervensystems ANS. Das ZNS konnte den Nixen-Anblick nicht als sozial bzw. ruhe- und friedenstiftend erkennen. Es verwehrte den Zutritt zum ventral-vagalen Modus, der für feinere Nuancierungen des Gefühls verantwortlich ist.
3. Levine misstraute der pharmazeutischen Levodopa-Droge, deren Wirkung seit 1990 bekannt gemacht worden ist.
Levine versuchte immer wieder, ohne Anti-Parkinson-Medikamente auszukommen. Er kannte deren Gefahren und Suchtwirkung. Der Kinofilm "Awakenings" von Dr. Oliver Sacks, New York, und die dazugehörige Dokumentation "Zeit des Erwachens" waren Levine bekannt (mit Robin Williams und Robert de Niro als Darsteller). Dies gilt gleichermaßen für den Blogger.
4. Parkinson-Ursache "Bindungstrauma" -
Der kluge Neurologe und Psychiater Dr. Oliver Sacks hatte selbst dokumentiert, welche Rolle eine im Kleinkindesalter gestörte "Bindung zur Mutter" bei Sacks' ex-Patienten "Leonard" spielt. - Ein Bindungstrauma führt zu den heftigsten post-traumatischen Belastungsstörungen. Es gilt als nahezu irreparabel. Es nimmt dem Trauma-Überlebenden jede Chance, jemals "sicheren Boden" betreten zu können. So erklären sich auch die nie vorhersehbaren "Form-Schwankungen" der Patienten, die im Falle einer "Besserung" nie im Voraus kalkulieren können, ob nicht unerwartet eine totale Immobilisierung folgt. Immobilisierung wird durch Trigger ausgelöst, die sich aus der Neurozeption des ANS ergeben. - Entspannung und Ruhe kennt er nicht. Rat- und Rastlosigkeit auf immer und ewig... Gefangensein im neuro-biologischen Modus des Sympathicus... "vegetative Dystonie" ein Leben lang? Immer wieder nach erzwungener Mobilisierung die neurobiologische Immobilisierung und der Kollaps. Vgl. nebenstehendes Schaubild der Leiter mit den polyvagalen Stufen -
5. Parkinson-Patient schillert situationsbedingt in unterschdlichen "Farben" - wie ein Chamäleon.
Die Art und Weise seines Auftretens kann der Patient nicht selber steuern. Sein automatisch laufender Sympathischer Modus ist fehlerhaft, d.h. er liefert Ergebnisse, die weder dem Patienten noch seinem Umfeld gefallen. Auch sein Selbsterkennen wird erst annäherungsweise wiederhergestellt, wennn er unerwartet durch einen "Glimmer" in den ventral-vagalen Modus gerät. Zu dieser Thematik gibt es einen Dokumentarfilm über die Art und Weise, wie sich Levine bei seiner Arbeit im Ton-Aufnahme-Studio körperlich bewegt. Z.B. tastet er sich an einer langen Saal-Wand entlang (wie es auch der Blogger heute noch tut), wenn er selber fühlt, dass er sich im Sympathischen Modus kurz vor der Immobilisierung befindet. Er will damit verhindern, dass er in steifer Skelett-Muskulatur auf dem Boden aufschlägt und dabei seinen Kopf verletzt.
6. Neurozeption statt Kognition und deren Restrukturierung
Gnaden bringende "Glimmer" (Stephen Porges/ Deb Dana, a. a.O.) sind nirgendwo erkennbar. Um nicht zu zerbrechen, wird der Patient schließlich bettlägerig: Vorher noch meint er sich durch einen Rollstuhl sichern zu können. Dabei ist er grundsätzlich noch durchaus gehfähig! ..käme er nur in den ventral-vagalen Modus hinein !!
Einzig die Unsicherheit des dorsal-vagalen Modus verbleibt dann - bis die Neurozeption in die Selbstzerstörung treibt: den Kollaps. Beim Blogger geschah dies im Winter 2019/2020, vgl. die Posts ab November 2019 hier im Blog. Diesmal ist er jedoch noch 'mal knapp entwischt!!
Für Levine kam das Ende am 9. März 2021. Der Boulevard-Journalismus erkannte schnell dessen Ausschlachtungs-Potenzial. Es geht um Vorwürfe über sexuell motivierte Berührungen von begabten Jungmusikern, die sich für förderungswürdig hielten und wohl auch waren und dafür Levines Unterstützung erbaten. Was auch immer wahr ist an den Vorwürfen der Karrieristen, eines ist klar: Sie können nicht für sich in Anspruch nehmen, durch Levine ein Bindungstrauma erlitten zu haben, das sie daran gehindert haben könnte, auf der Stelle den Raum zu verlassen oder eine andere Reaktion der Ablehnung zu äußern. Es waren keine abhängigen Kleinkinder, die da vorgesprochen hatten. Einige dieser Spät-Ankläger sollen es sogar gewagt haben, Schweigegelder von Levine zu erpressen. Aber die New York Times sorgte jetzt noch rechtzeitig für Aufklärung (s. o.)("unfeine Früchtchen" ist der Kommentar des Bloggers, der selber - wie hier im Blog erörtert - unter einem Bindungstrauma als Parkinson-Ursache leidet. Eine selbst gewählte mehrjährige psychiatrische Behandlung seit 2010 des L-Dopa-induzierten Verfolgungswahns schützte damals vor dem Gröbsten!) ##
Überhaupt hätte seine Umgebung ihrem Dirigenten-Star besser gedient, wenn sie psychiatrische Hilfe statt Lobhudelei angeboten hätten. Verträge "auf Lebenszeit" und derartiger Unsinn gehören nicht ins schöpferische Repertoire; nicht einmal für und von James Levine.
7. Es bleibt das Ehrenschild, "Die Grüne Fraktion im Münchner Stadtrat hatte sogar gefordert, ein polizeiliches Führungszeugnis einzuholen, bevor Levine Chefdirigent der Philharmoniker wurde" (1999).(lt. Bayerischer Rundfunk) ##
Damals wurde dieser sachliche Vorschlag ebenso flink vom Tisch gefegt wie die Unterlagen über nachweisbare Verfehlungen der heutigen Priesterschaft gegenüber minderjährigen Gläubigen. Wie sich die Bilder gleichen! -
Aber auch die Unterschiede dürfen nicht verwischt werden: ein 6jähriger Klosterschüler kann mit Sicherheit die gleiche "unsittliche Berührung oder Handlung" schlechter verkraften als ein 17-jähriger Karriere-Pianist, der seine Zukunftsoptionen auslotet. Beide sind "minderjährig"... Wer sich die Künstler-Szene als Elfenbeinturm vorstellt, befindet sich eindeutig auf dem Holzweg; das lernten wir Hamburger Jungjazzer schon im Jahre 1960 auf St. Pauli's Reeperbahn "nachts um halb eins..." oder in Övelgönne am Elbstrand. "Liebe ist besser als Krieg!" hieß das damalige Motto.
8. zum Vergleich: frühe Traumatisierungen des Bloggers (siehe Post vom 24.10.2019 in diesem Blog)
# # #
p.s.
Die tiefgründige Auseinandersetzung mit James Levine hier in diesem Blog tut auch dem Blogger selbst offenbar gut. Seit seinem Aufwachen heute, dem 21.03.2021 um 6.30 Uhr, bewegt er sich im ersehnten ventral-vagalen Zustand nach der Definition Stephen Porges' in dessen Polyvagal-Theorie. Um 8.30 Uhr war er schon 700 Meter mit dem Tretroller auf Garten- und öffentlichen Fahrrad-Wegen unterwegs - ohne tief gezogene Schirmmütze - in der Morgensonne mit lockeren Gehbewegungen in der Hälfte der Strecke, den Roller seitlich neben sich im Schiebemodus. Eine Wohltat, und sie hält an bis jetzt um 11.00 Uhr hier am MacMini an Klövensteen.
p.s. vom 22.03.2021 ##
Die ventral-vagale Erholungsphase wurde erst am 22.03.2021, 10 Uhr morgens, auf einen Schlag von "sicher" auf "sozial" per Trigger heruntergestuft (siehe die obige "Leiter"). Daher steigt der Blogger noch ein wenig tiefer ein - über die anthroposophische Weltsicht. Vgl. dazu den Post vom 30.12.2016 - "Parkinson: auf einen Schlag 30 Jahre älter?" - so lautet die gängige Veranschaulichung des Parkinsonismus..###
Rudolf Steiner sieht das anders und beweist dieses in seiner Analyse des "Entwicklungsalters" des seinerzeitigen US-Päsidenten Woodrow Wilson. Diesem gesteht Steiner ein Jünglinngs-Entwicklungsalter zu, nicht mehr. # # # und nun schauen sie mal in daa spitzbübisch- frech-fröhliche Gesicht von James Levine am Pult, wie es in zahlreichen Pressefotos wiedergegeben wird. Da kommt einem schnell der Eindruck eines im Alter zwischen 13 und 15 Jahren genial-begeistert experimentierenden Jugendlichen.- Urteilen sie selbst!
Die Franzosen würden ihn als "enfant terrible" bezeichnen. #
- Diese Sichtweise soll vorgebrachte Vorwürfe gegenüber Levine keineswegs im Keim ersticken, aber dafür plädieren näher heran zu treten an den Einzelfall und an Levines Perzeption der Wirklichkeit, die eher durch Neurozeption als von Moralphilosophie geprägt gewesen sein dürfte.
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