"Kann ein Parkinson-Patient bei diszipliniert geplanter und vollzogener Eigenaktivität zur Behandlung verschiedener Symptome und bei radikaler Reduktion seines Konsums an L-Dopa und anderen typischen Medikamenten die Fähigkeit wieder erlangen, sich gehend bzw. laufend fortzubewegen (a) in der Tageszeit mit Medikation, (b) in der Tageszeit gänzlich ohne Medikation?"
L-Dopa-Teilausstieg in 5 Phasen bei Parkinson |
Die 5 Phasen des Experiments beziehen sich auf 5 klar zu unterscheidende Aktivitätsprofile, die auf 5 verschiedene Zeitabschnitte im Tagesablauf beschränkt werden. Diese Beschränkung dient dem Zweck, dass sich der Patient nicht überfordert und durch Selbstdisziplin dazu gebracht wird, das notwendige Minimum an selbstbestimmter Teilnahme am "normalen" Leben zu erreichen bzw. zu sichern.
Phase A: zum Leben erwachen - zwischen 5 und 9 Uhr morgens
Dies ist die Zeit - 5 Uhr in der Frühe - der Einnahme der ersten Medikation mit 50 mg L-Dopa, 1 mg Azilect und 50 mg Amantadin. - Die nachts vorherrschende Lähmung der Bewegungen hat ihren Höhepunkt erreicht. An ein normales Gehen ist nicht zu denken. Erst 60 Minuten nach erster Medikation kann der Patient sich aufrecht gehend fort bewegen. - Wenn nötig, könnte er jetzt mit der Morgentoilette beginnen. Besser wäre es, um 6 Uhr weitere 25 mg L-Dopa einzunehmen, um den erreichten Bewegungszustand für einen entspannten Schlaf zu nutzen.
Sofern um 7 und um 8 Uhr stündlich weitere je 25 mg L-Dopa eingenommen werden, ist die Bewegungsfähigkeit bis 9 Uhr erhalten bzw. gefestigt. Dann spätestens heißt es aufstehen und in Phase B eintreten.
Phase B: das Tages-Soll erfüllen - zwischen 7 und 12 Uhr
Diese Vormittagszeit ist kostbar. Alle auf die Außenwelt bezogenen oder komplizierteren Tätigkeiten werden auf diese Zeit unbeeinträchtigter Medikamentenwirkung konzentriert: Frühstücken, Einkaufen, Aufräumen, Wäsche Waschen, Kochen - dies sind die täglichen Herausforderungen des selbst organisierten Patienten. Pünktlich werden 25 mg L-Dopa pro Stunde eingenommen - jeweils so lange bis Phase B beendet wird.
In Ferienzeiten hat es der Blogger schon geschafft, in Phase B
ein Tages-Soll inklusive zwei Busfahrten, 30 Minuten Schwimmen im Meer und Aalen in der Morgensonne, Essen Kochen usw. zu erfüllen. - Sollte das nicht reichen? - Dann wird es aber Zeit zum Übergang in Phase C.
Phase C: die "Vor-Hölle" durchstehen zwischen 12 und 16 Uhr
Der Nachmittag ist reserviert für die härteste Arbeit, die unangenehmste Erfahrung: für den täglich wiederholten, systematischen Entzug des Medikaments L-Dopa, der härtesten Psycho-Droge, die von Neurologen immer wieder verschrieben wird. Ihre chemische Summenformel ähnelt stark an die Formel von Kokain. Jeden Nachmittag ist der Parkinson-Patient im Experiment mit den Entzugserscheinungen konfrontiert: plötzlich auftretende Lähmungen, Angstanfälle,
Depressionen, Harndrang bei Körperstarre. Wohl dem, der sich auf die nachmittägliche Zeit der "Vor-Hölle" vorbereitet hat:
- Er hat sich auf ein Bett mit fester Matraze gelegt.
- Er hat sein Handy ausgeschaltet und die Familie gebeten, ihn bei seiner "Siesta" nicht zu stören.
- Er hat eine oder zwei mentale Übungen gelernt, die er während dieser Entzugszeit praktiziert, wie z.B. Roberto Assagioli's "Des-Identifikation" oder Ramana Maharshi's "Wer bin ich?" Kluge Köpfe praktizieren in dieser Phase C auch die Achtsamkeitsmeditation, um sich für die Selbstzweifel zu wappnen und um den Schreckensszenen zu entgehen, die beim L-Dopa-Entzug aufkommen. Hinweise zu diesen mentalen Übungen werden in diesem Blog an verschiedenen Stellen gegeben.
Spätestens nach 4 Stunden ist der Spuk vorbei, und das Nervensystem beginnt sich teilweise wieder wohl zu fühlen. Aber: Vorsicht beim Aufstehen! Mit heftigen Gleichgewichtsstörungen muss gerechnet werden. Auch das sogenannte "freezing", unkontrollierbare Geh-Hemmung, ist zu erwarten, was zu gefährlichen Stürzen führen kann.
Das Gehirn vermittelt dem beobachtenden Experimentierenden in dieser Zeit die "Erkenntnis": "So sieht die Parkinson-Krankheit ohne das rettende L-Dopa aus!" - In Wahrheit ist der geschilderte bejammernswerte Zustand eine Entzugswirkung von L-Dopa, das der süchtig gewordene Körper weiter nutzen will, um sich stark zu fühlen.
Der schnelle vermeintliche Nutzen rangiert bei allen Süchtigen vor dem zukünftigen und dauerhaften Nutzen bei vernünftiger Reduktion des L-Dopa-Konsums. Denn welcher Patient überschaut schon die Zeitspanne von 8 Jahren, wenn dann die vorübergehend erleichternden Wirkungen der Droge nachlassen - und wenn keine Chance mehr besteht für einen etwaigen Ausstieg von der L-Dopa-Medikation? - Dieses Experiment ist eine Art "Ausstieg auf Raten". Es bedarf eines langen Atems, um erste Fortschritte verbuchen zu können.
Entgegen dem Rat unerfahrener oder oberflächlich arbeitender Neurologen geht es n i c h t darum, eine gleichmäßige Medikation über 24 Stunden zu gewährleisten, sondern darum, die Medikation zeitlich klar einzugrenzen, damit der Patient auch nach 8 Jahren L-Dopa-Konsum noch eine Chance hat, sich selber zu organisieren und zu versorgen. - Ist dieses Ziel nicht ein Experiment wie dieses wert?
Phase D: das Gehen wieder erlernen - zwischen 16 und 19 Uhr
Hier weiß nur der Parkinson-Patient selbst, worum es eigentlich geht: Es ist ja nicht so, dass Knochen, Muskeln, Faszien, Nerven und Sehnen außer Stand wären eine Gehbewegung zu erzeugen. Sie sind auch nicht zu schwach, den Körper zu tragen und in Bewegung zu versetzen. Nein!
Das Nervensystem produziert nur - ohne "Genehmigung" des Patienten - den Befehl wie ein Gebot:
"Du kannst / sollst / darfst nicht gehen!"
Und an dieses Gebot hält sich das Nervensystem und widersetzt sich dem Willen des Patienten. Dem Willen wieder eine Wirkung zu verschaffen, ist die zu lösende Aufgabe. Der Psychologe Viktor Frankl hat zu diesem Thema Bahnbrechendes erforscht und in therapeutische Methoden umgesetzt (vgl. z.B. Frankl's Ausführungen zur "hyper intention").
Fazit. in kleinen Schritten wieder gehen lernen !
Dass ein solches menschengemachtes "Gebot" keinen Bestand haben darf, kann und muss, beweisen die Video-Aufnahmen von Geh- und Laufbewegungen des Bloggers in der Phase D vom August 2014.
Phase E: 17 Stunden gebremst - zwischen 12 und 5 Uhr +1
Zu Beginn der Phase E hat der Patient schon medikationsfreie 7 Stunden abgearbeitet. Er darf sich nun Ruhe gönnen. Dies ist leichter gesagt als getan, denn jedwede Anregungen, Abwechslungen, Erregungen erscheinen seinem Nervensystem als wohltuende Reize, deren Befriedigung höchste "Wonnen" verspricht: exzessives Web-Surfen, Fernsehen, Alkohol Trinken oder Computer-Spiele sind aber Gift für das vom L-Dopa-Entzug gebeutelte Nervensystem.
Bessere Entspannung bieten folgende Tätigkeiten:
mit Freunden reden, gesellige Treffen im Familienkreise, ausgewählte Programminhalte fernsehen und darüber reden,
Briefe oder Mails schreiben, per Telefon Kontakte pflegen und Verabredungen treffen, Musik hören, selbst musizieren, lesen bis maximal 1 Stunde, in der Natur aufhalten, nachdenken, Radio hören, mentale und physische Übungsprogramme ausführen; und warum nicht den Healing Code und andere brain vibration-Übungen ausprobieren?
Vor dem Schlafengehen in keinem Fall Computerspiele "nutzen", Horror-, "Sex & Crime" verherrlichende Filme anschauen.
Stattdessen Chi-Gong oder Yoga Übungen praktizieren.
In jedem Fall: ab 24 Uhr die weiteren medikationsfreien 5 Stunden genießen - auch wenn der Patient darauf gefasst sein muss, dass im Laufe der Nacht erhebliche Beeinträchtigungen seines Wohlbefindens eintreten. Diese nächtlichen Beeinträchtigungen sind folgende:
- unerwartete Lähmungen der Beine
- schmerzhafte Prellungen bei heftigem Um-sich-Schlagenin der
Traumphase
- restless legs - die eine Nachtruhe unmöglich machen
- Teillähmung - "heavy body weight feeling" (TCM)
- Harndrang bei Lähmung der Gliedmaßen
- aus dem Bett fallen durch ruckartiges Herumwerfen beim
Träumen
- Depressionen
- Gefühle von Angst und Abscheu
Wieder gilt:
Wohl dem, der eine mentale Übung bereit hat !
Und nun richtet sich die Aufmerksamkeit ganz auf die
Phase A: zum Leben erwachen (siehe oben)
Voraussetzung für die Aussagefähigkeit des Experiments ist die interpersonelle Vergleichbarkeit der Bedingungen, die entscheidend sind für andere Parkinson-Patienten, die ggfls. einen ähnlichen Weg zu gehen beabsichtigen, um ihre Mobilität zu Hause und im Straßenverkehr als Fußgänger oder Radfahrer wieder zu erlangen. Vgl. auch andere Forschungsergebnisse, die für reduzierte L-Dopa-Medikation sprechen.
Voraussetzungen:
- Mit Hilfe von Psycho- und Physiotherapeuten erarbeitet sich der Patient ein an seinen Symptomen orientiertes Reha-Programm unter Einbezug der hier im Blog dargestellten bzw. zitierten Methoden aus der traditionellen chinesischen Medizin bzw. aus dem Ayurveda.
- Im Mittelpunk eines zu erarbeitenden eigenen Reha-Programmes steht die Weiterentwicklung der psychischen Kapazität. Bevor nicht erkannt wird, dass nur eigene Anstrengungen einen erkennbaren Fortschritt bringen können, sind die notwendigen Voraussetzungen für das Experiment nicht gegeben.
Alle "Vorbilder", wie Poggel, Shifke, Hurni und Walton-Hadlock sollten intensiv studiert werden. In diesem Blog sind alle dafür notwendigen Hinweise gegeben.
- Die "Psychosynthese", Roberto Assagiolis Werk, sollte begleitend literaturmäßig und mit den typischen praktischen Übungen der Des-Identifikation verfolgt werden (vgl. im Blog zitierte Literatur) .
Das Ergebnis der hier geschilderten Tortur finden sie in der Tagebuch-Dokumentation über das Geh-Training außer Haus - ohne L-Dopa, in Begleitung einer Pflegeperson - und innerhalb der vier Wände im Post vom 15. November 2016 in diesem Blog.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen