Sonntag, 4. April 2021

Grad der Erkenntnis / Kognition ist abhängig von der gerade ausgeprägten polyvagalen Modalität des Patienten

Frage 1: Wie muss man sich diese Abhängigkeit vorstellen? # Frage 2 Wie groß wird die Schwankung der Kognition je nach den verschiedenen polyvagalen Modalitäten von selbst Betroffenen eingeschätzt? # Frage 3 Was bedeutet dies für die polyvagale Therapie? (vgl. Stephen W. Porges and Deb Dana, a. a. O.) #
zu Frage 1 Problemlos nachzuvollziehen ist die Tatsache, dass im Zustand des kollabiert Seins im dorsal-vagalen Modus des Nervensystems nicht viel an Erkenntnisfähigkeit zurück verbleibt. Überdies ist ein Kollaps fast immer mit Schmerzen der auf den Boden aufprallenden Körperteile verbunden: Prellungen, Hautabschürfungen, Muskel- und Sehnenzerrungen oder gar -risse sowie Brüche der Knochen gehören zu den notwendigerweise einkalkulierten Risiken. Dies umso mehr als gerade in Zuständen nach dem Kollaps ein Modus vom ANS generiert wird, der durch unwillkürliche Ausschüttung von Adrenalin zu vorübergehend schmerzfreien Zuständen führt. Diese verursachen ihrerseits sinnlos anmutende "Helden-Taten" des moribunden Patienten z.B. mit Parkinson im 25. Leidensjahr und Abhängigkeit von synthetischen Levodopa-Medikamenten. Erkenntnisfähigkeit ist hierbei unter 1 % eines gesunden Gleichaltrigen einzuschätzen. ## Der Blogger hat derartige Zustände schon 2 mal erlebt und knapp überstanden: in 2019 und in 2020. Mit dem Kollaps ist der Patient auf der untersten Stufe der polyvagalen Leiter angekommen. Wenn er sich aus dieser Tiefe erheben will, so kann er dies nur durch das schrittweise höher und höher Steigen auf den Stufen dieser Leiter. Ersehnte größere Sprünge landen unweigerlich wieder auf der untersten Stufe. Das Nervensystem braucht Zeit und einen schrittweise geordneten Re-Load der auf dem Abwärtsweg verloren gegangenen Erlebnisse und gedanklichen Zusammenhänge. ## Was verblebt, ist die Ochsentour über den Sympathikus Abteilung "Gefahr" und "Mobilisierung". Erst danach winkt der ventral-vagale Modus mit den Modi "soziales Engagement" und "Sicherheit". ### Wichtig ist die Erkenntnis, dass die gleiche Prellung dann ohne dieses Einbrechen der Erkenntnis stattinden kann, wenn beispielsweise das Knie aus Ungeschicklichkeit gegen eine Türkante stößt und heftige Schmerzen entstehen. Der polyvagale Modus verbleibt dann bei "sympathisch, mobilisiert". Für den Außenstehenden ist dieser Unterschied nicht nachvollziehbar - wenn er nicht über entsprechende Vorbildung und Kenntnis der Polyvagal-Theorie verfügt.## Wiederum gänzlich unterschiedlich mag die Reaktion desselben Patienten ausfallen, wenn sich dieser im ventral-vagalen Modus "Sicherheit" befindet und dabei mit dem Knie gegen eine Türkante stößt. Er wird dann keineswegs den Helden vortäuschen, sondern vielleicht wortlos zum nahen Sofa schleichen und dort liegend ein Abklingen des Schmerzes abwarten oder sogar einschlafen. ## Drei unterschiedliche Charaktere? - Nein; drei von sechs Stufen der polyvagalen Leiter bzw. Modalitäten. Zur weiteren Veranschaulichung der Gegebenheiten in polyvagaler Interpretation: Ich, der Blogger, kann aus neurobiologischen Gründen selten angstfrei allein per Pedelec-Dreirad (siehe Foto vom Picknick im Klövensteen, unten) unterwegs sein, sofern Läden betreten werden müssen. Auch die Cash-Vorzonen der Banken erweisen sich als Nahkampf-Stätten für Altrentner mit ihren vierrädrigen Streitwagen. Ich selbst kann in diesen Zustand (sog. Sympathicus-Modus - "mobilisiert") dort gerade einmal Zahlen fehlerfrei lesen und eintippen - unter sinnlosen Zeitdruck der anderen Kunden, der bei mir zu einem "Kampf oder Flucht"-Modus umschlägt - welcher bei Aktion in einer Bankniederlassung keineswegs adäquat ist bzw. wäre. Da nützt dann kein Nachdenken, wohl aber erheiternde Gesten, wie den Hut ziehen oder die Corona-Maske lachend lüften. ... und dies kann man / werde ich in der polyvagalen Therapie als exit-strategy auch einüben. Zahlen eintippen per touch screen bei teilweise verdecktem Tasten dann: keine Chance mehr! No cash, no fun. ### "When Spring Comes Peeping Through", rec. N. Y. C., 26.03.1926 by Fletcher Henderson's Orchestra
zu Frage 2 In ihrem Buch "Die Polyvagal-Theorie in der Polyvagal-Therapie", a. a. o., Kapitel Musikalisches Mapping, vgl. S. 96, schreibt Dana. "Musik umgibt uns überall und begleitet uns durch den Alltag. Sie hat sehr alte Wurzeln, und es gibt Hinweise darauf, dass in allen uns bekannten Kulturen musiziert wurde (Schäfer, Sedlmeier, Städtler und Huron 2013). Musik moduliert und aktiviert das ANS.. Reaktionen auf Musik umfassen die Stimulation emotionsverarbeitender Gehirnbereiche und Auswirkungen auf die Hormonspiegel, und sie scheinen tief im Nervensystem verankert zu sein (Chanda und Levithin 2013). Musik kann Sicherheit signalisieren oder zu überlebenssichernden Aktivitäten auffordern." ## Da verwundert es den Blogger nicht, dass heute Nachmittag beim dritten Sonnenstrahl eines bitterkalten Frühlingstages am Dienstag nach Ostern auf seiner Tretroller-Rundfahrt im Garten des Pflegeheims, das oben zitierte Jazz-Stück in den Sinn kam und bis jetzt diesen Platz nicht verlassen will. - war doch dieser fast 100 Jahre alte Jazz-Titel "When Spring Comes Peeping Through" vor 60 Jahren die Erkennungsmelodie des vor 60 Jahren erfolgreichen "Ballroom Orchestra" in Hamburg gewesen mit einem dem Original sehr nahe kommenden Arrangement des Kornettisten Christoph Herrmann. Der Blogger spielte in dieser Jazzband viele Jahre lang das Banjo und sang die Vocal-Partien mehrerer Stücke (z. B. "There's A Rainbow Round My Shoulder"). ### Deb Dana hebt den Zusammenhang von geliebter Musik und dem erreichbaren Status des Nervensystems bei dessen Rückbesinnung auf einen ventral-vagalen Modus mit stabiler Selbstregulierung ausdrücklich hin. (Nachtrag vom 06.04.2021) noch weiter zu Frage 2: Zusammenfassend gilt für die Relation von vagalem bzw. sympathischem Modus zum Erkenntnisgrad die hier zitierte grundlegende Feststellung: "Die Seele ist das, was sie von sich zu denken vermag. Alles Tun, das diesem Ich abgenommen wird, schwächen es, keiner kann dem Ich diese Last abnehmen als es selbst, wenn es sich selber befähigt haben wird." (Zitat: I Ging?) Die Selbstbefähigung - das ist das erfolgreiche Emporklettern vom dorsal-vagalen Modus über "Glimmer" in den sympathischen Modus und gereizt durch einen weiteren Glimmer danach dann in den ventral-vagalen Modus, dorthin, wo die verloren gegangene Selbstregulierung dann wiederhergestellt sein wird. - Dem Passanten kommt die Sache Spanisch vor. Der Patient scheint für ihn mit doppeltem Boden zu arbeiten, einem Rosstäuscher ähnlich - und entsprechend muss sich der Patient auf Vorwürfe der genannten Art vorbereitet zeigen. Ansonsten fällt er in darunter liegende Kognitionsstufen zurück. - Diese führen leicht zum Absturz, zum Kollaps. Trigger für den Absturz liegen wohlfeil herum! - Wer wirft den ersten Stein? Das Mapping solcher Trigger erweist sich als die schwierigste und verantwortungsvollste Aufgabe in der Therapie. Schauen sie sich den Post vom 24.10.2019 in diesem Blog sorgfältig und in aller Gelassenheit an. Die dort skizzierten Traumata sind heftig genug, um sich auf dieser Grundlage ein Mapping von Triggers vorzustellen: Bei jeder erstbesten Gelegenheit kann bei derartiger kumulativer Trauma-Lage die Überraschung ausgelöst werden - und abwärts schießt der polyvagale Fahrstuhl bis er im Keller dann landet - dorsal-vagal..### ### zu Frage 3: In der polyvagalen Therapie muss die Therapeutin beim "Mapping, "Navigating", Vertrautwerden und Umgestalten des Nervensystems peinlichst darauf achten, dass sie den Klienten/Patienten in dessen im Ernstfall vorherrschenden Modalität seines Nervensystems anspricht bzw. eine solche Ansprache inszeniert. So muss unbedingt vermieden werden, dass zwei coole Insider intellektuell debattieren, wenn es darum geht, den Klienten dabei zu helfen, sich selbst vom Kollaps im dorsal-vagalen Modus aufzuhelfen, d. h. mit Hilfe eines hierzu geeigneten "Glimmers" die Stufe zum sympathischen Modus zu überwinden. Manche helfen sich selbst mit Satiren auf die Sprünge. Z.B. mit dem Sprichwort: "In den "Fuchslöchern" des II. Weltkriegs existierte kein Gott. - Ein Glück, dasss dies mir jetzt und nicht damals passiert!!" - Sachliches Kalkül stört ständig - wenn schöpferischer Irrsinn und Wagemut gefragt sind. Dieser Blog enthält 284 Posts aus 13 Jahren: unzählige paradox anmutende Ereignisse und Erlebnisse sind hier zusammengetragen und aufbewahrt; für Entdecker ! #
(korrigiert und ergänzt am 07.04.2021) ### Therapeutisch oder "glimmernd" wirken kann auch ein Text wie "To be human", den heute die ältere meiner zwei Töchter mit mir teilte. - - und achten sie bitte auf die Bedeutung des Begriffs "patchwork soul". ( = polyvagale Modalität und Erkenntnisfähigkeit ? usw.) ### ergänzt am 10.04.2021 - und zum Beweis der Wirklichkeitsnähe der Polyvagal-Theorie: "Musikalisches Mapping" hatte dieser, mein Hilferuf nach dem Frühling eine wundersame Resonanz. Zwei Tage später liegen zwei Audio-CDs auf meinem Tisch. Phantastische live-Aufnahmen des Ballroom Orchestra am 17.12.1977 im Hamburger Cotton Club. - mit "When Spring Comes Peeping Through", aber auch mit dem Blogger als Sänger der Band in "There's A Rainbow Round my Shoulders", "Oh Herold", "Mariane" usw. - der Blogger brach in Freudentränen aus ; ab und hinauf in das kleine ventral-vagale Paradies. ## nachgetragen am 11.04.2021 p.s. Aktuelle Blog-Nuzer in der zweiten April-Woche (07. bis 13. April 2021) Deutschland 145 Russland 103 Vereinigte Staaten 102 Schweden 4 Griechenland 3 Österreich 2 Vereinigtes Königreich 2 Schweiz 1 Spanien 1 Sonstige 4

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