Vor einem Vierteljahrhundert hatte Stephen W. Porges seinen Durchbruch in der neurobiologischen Forschung:
Mit seiner Polyvagaltheorie konnte er schlüssig erklären, wie und warum Patienten mit dem persönlichen Hintergrund einer Traumatisierung auf gänzlich unerwartete Äußerungsformen verfallen, wie z.B.
kreischen, statt zu reden,
unangekündigt zusammen zu klappen, statt erkennbar zu schwächeln und Versuche einer Stabilisierung zu unternehmen
mit einer Art "Schlußsprung mortale" schräg nach vorn zu springen, um schließlich - mit Kopf und einer Schulter zuerst - auf dem Boden unter sich zu landen (vom Blogger 6 mal selbst vollbracht)
sobald im der Neurologischen Klinik die "Feueralarm-Sirene" ertönt, erheben sich solche Menschen problemlos und leichtfüßig aus ihren Sesseln und laufen mit normalen Bewegungen in Richtung Ausgang, die seit Jahren als "Patienten mit Schüttellähmung" nicht mehr gehfähig waren. (Im Film "Awakenings" brachte Oliver Sacks eine solche Begebenheit in Erinnerung.)
All diese "Überraschungen" sind keine Erfindungen oder Übertreibungen eitler Berichterstatter, sondern täglich Brot von Pflegern im Umgang mit Trauma-Überlebenden, zu denen auch große Anteile der Patienten mit dem "Morbus Parkinson vom idiopathischen Typ" zählen. Es sind - kurzum - post-traumatische Belastungsstörungen aus Beziehungstraumata, die auf die frühe Kindheit zurückgehen, abgekürzt: PTBS.
Das Traurige an dieser Erfolgs-Story des Forschers Stephen W. Porges ist die Tatsache, dass nach dem Jahr der Veröffentlichung seiner Theoreme in 1994 im Fachbereich Neurobiologie nur wenige Forscher es wagten, den von Parkinson festgestellten Schwund der substantia nigra mit dem dauerhaft und "auf ewig" ungenutzten ventral-vagalen -Modus der parasympathischen Aktionsweise in Zusammenhang zu bringen. Stattdessen schrieben sie die motorischen Beschränkungen der Parkinson-Patienten einer nie dargelegten und deshalb als idiopathisch bezeichneten Degeneration der Zellen in der substantia nigra zu. Dagegen sei nichts zu machen, lautete das gebetsmühlenartig wiederholte Fehlurteil.
Denn Parkinson-Erkrankte wurden und werden weiterhin "zu ihrem eigenen Schutz" im Rollstuhl demobilisiert, d.h. festgezurrt und des aufrechten Ganges enthoben, und seit 1967 dann mit Hilfe der Pharmazeutischen Droge Levodopa zu unmündigen Geschöpfen des Schreckens deformiert; zunächst voll Euphorien und scheinbarer Re-Vitalisierung, dann - 12 bis 15 Jahre später - in den Abgründen menschlicher Existenz erst siechen und dann verenden. Vgl. "Zeit des Erwachens", Buch und Film von Oliver Sacks, NYC, U.S.A.
kam kurz vor Weihnachten 2020 zum Blogger |
Stephen W. Porges wissenschaftliche Erkenntnisse und Beweise benötigten dann 24 Jahre bis sie von einer begabten Psychotherapeutin, Deb Dana, für die therapeutische Tagesarbeit "ausgeschlachtet" wurden. Im Jahr 2018 veröffentlichte sie in Kontakt mit Stephen W. Porges ihr Praxis-Handbuch, das in seiner deutschen, der 3. Auflage, im Jahr 2019 erschien unter dem Titel
Deb Dana: Die Polyvagal-Theorie in der Therapie - Den Rhythmus der Regulation nutzen; mit einem Vorwort von Stephen W. Porges, Lichtenau 2019
Soviel kann der Blogger schon jetzt resümieren
1. Das oben als Cover-Abbild abgebildete Werk über die therapeutische Anwendung der Polyvagal-Theorie kann jedes der vom Blogger ohne Kenntnis dieser Theorie intuitiv zusammen gestellte überraschende Ereignis logisch schlüssig nachvollziehen und erklären.
2. Die z.B. unter den Ziffern
1., 1.1., 1.2, 2. , 2..1. bis 2.6. im Post vom 03.09.2020 in diesem Blog beschriebenen Phänomene, die einen Ausstieg aus einem dorsal-vagalen Modus hinüber zu dem gewohnten sympathischen Modus nicht zulassen, (und deshalb klar machen, dass als ultima ratio nur der ventral-vagale Modus des Parasympathikus für einen geordneten Ausstieg verbleibt), erleben eine Sinnstiftung durch die Polyvagal-Theorie:
Der Ausstieg ist - nicht mehr und nicht weniger als - die Herausforderung für die Entwicklung einer Überlebens-Chance durch den Patienten selbst.
Kurzum:
"Aus dem tiefsten Tal kommst du nur durch das Wunderland einer neuen Sichtweise auf diese Welt, nicht aber durch das vermeintlich passende Konzentrieren auf eine Revision des dorsal-vagalen Modus, der einem vertraut erscheint. Es ist der ventral-vagale Modus, das unbekannte Land der Menschenliebe - dort steht das Tor weit offen..."
3. Wenn sie die Ausführungen in den verschiedenen Posts zu dieser Thematik der Unerklärbarkeiten, der Paradoxa, nachlesen (z.B. die vom 20.11.2020, vom 30.11.2020 und vom 17.062020), sehen sie bitte über die dortigen neurologisch gesehen unfachmännisch benutzten Begriffe hinweg; die Selbstbeschreibungen der erlebten geistigen und körperlichen Phänomene jedoch können sie jederzeit "für bare Münze" nehmen . Erst in Kenntnis der Polyvagal-Theorie können jetzt die dort vom Blogger formulierten Erklärungsversuche redigiert werden. Doch dazu später mehr.
4. Die Darstellung der Theoreme der Polyvagal-Theorie durch Dana hat bereits einen Schwenk in der Modalität des ANS (Autonomen Nerven-Systems) beim Blogger zur Folge: es geht eindeutig in Richtung des ventral-vagalen Modus. Die Tendenz wird fühlbar, diesen Modus auch während anderer Tätigkeiten aufrecht zu erhalten. Des Bloggers Nervensystem saugt die von Porges entwickelten Grundgedanken auf wie ein Schwamm. Der Wille entsteht innerlich, dass es so sei,
- wie es nun von Porges erdacht und
- logisch einwandfrei interpretiert wurde durch eine erfahrene Therapeutin und
- individuell nachvollzogen wird durch einen Trauma-Überlebenden, den Blogger,
So schlug das Werk, das vor uns liegt, ein und wurde "über Nacht" schnell zum Mörtel und Baustein eines veränderten inneren Konstrukts für ein positives Weltbild der Trauma-Überlebenden.
Allein die Beschreibung des Vorganges der
Neurozeption
- ein von Porges geschaffenes Kunstwort - ist für sich genommen schon ein Mind Blower:
Da hat sich der Konstrukteur unseres Biosystems hingesetzt und wollte dem Menschenwesen ein Hilfs- system liefern, das ihm - wo und wie auch immer - die vielen kleinen Dinge abnimmt, die er folglich nicht mehr en Details richtig kalkulieren und entscheiden muss, um sein Leben zu bewahren. Ein Bewusstsein ist dabei überflüssig, ja tatsächlich hinderlich für das System der Neurozeption. Erst will eine höhere Erkenntnisstufe erklommen sein. Dann steht der Mensch aber in einem sicheren Umfeld. Der Mensch hat zunächst einmal gelernt, dass es keinen Erfolg verspricht, mit dem Kopf durch die Wand gehen oder gar springen zu wollen. - Das unwissende bzw. störrische Menschenwesen aber sieht unerwartete und erschreckende Ereignisse als "Strafe Gottes" oder als Konsequenz seines Verschuldens an und handelt gar nicht oder keineswegs zielführend - bis es das Rätsel selber gelöst hat. Erst wenn das Menschenwesen sich begründett sicher fühlt, dann stellt das ANS seine Warnungen ein und macht den Weg frei für alle Arten von Modalitäten.
Was ist neu an der Polyvagal-Theorie? - Die Dreigliedrigkeit des ANS
"...Zweitens, das ist der nächste wichtige Punkt der Polyvagal-Theorie, das ANS ist nicht zweigliedrig, wie wir lange dachten, es ist dreigliedrig. Porges beschrieb einen evolutionär neueren Zweig des ANS über den nur Säugetiere verfügen. Dieser Zweig hemmt die Aktivität des Sympathikus und damit auch aggressive Reaktionen. In der Folge werden langfristige Bindungen möglich. Das wiederum ermöglicht eine Mutter-Kind-Bindung, die dem Kind eine viel längere Entwicklungszeit ermöglicht. Während Fische beispielsweise schlüpfen und dann funktionstüchtig sind, brauchen Säugetierkinder viel länger, um wirklich groß zu werden. Das gilt ganz besonders für Menschen. Das menschliche Neugeborene ist völlig hilflos. Um zu überleben, ist es auf den Schutz und die Bindung an die Mutter angewiesen. Dieses soziale System, wie Porges es nannte, ermöglicht zuerst die emotionale Bindung zwischen Mutter und Kind, später aber jede Form von Sozialverhalten, wie Sprache, Gesellschaft, Kultur. Es ist die biologische Grundlage für das psychologische Erleben von Bindung. Auf Folie 5 sieht man die Fähigkeiten, die die drei Zweige des ANS unter „normalen“ Bedingungen zur Verfügung stellen." (Probst-Verlag)
Die Polyvagal-Theorie ist als Erklärungseinfall auch für die variantenreichen Antworten des ANS auf lange zurück liegende und jahrelang geheim gehaltene Traumata von Patienten vorbereitet, nützlich und fruchtbar.
"Wie hängt das mit dem Thema „Bindung“ zusammen?
Sicherheit ist alles - für's Menschenwesen, wenn auch nicht für's Ego
",Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit' ist ein bahnbrechendes Werk, in dem Stephen Porges brillant erklärt, wie unsere Umgebung, die Welt, in der wir leben, unsere Natur beeinflußt und sogar zu deren Grundlage wird."
- Bessel VAN DER KOLK
"Oft ist uns gar nicht klar, wie viele der Signale, die unser Nervensystem empfängt, es zu Defensivreaktionen veranlassen. Wenn bei der Organisation der Umgebung von Menschen neurobiologische Fakten berücksichtigt würden, könnten wir leben, arbeiten und spielen, ohne ständig der Wirkung solcher Signale ausgesetzt zu sein. Gelingt es, diese Art von Stimulation zu verringern, reagiert unser Nervensystem nicht mehr ständig hypervigilant auf mutmaßlich in nächster Nähe drohende Raubtiere und Gefahren anderer Art. ... Ich hoffe, es ist mir gelungen, in diesem Buch die besondere Bedeutung des Gefühls der Sicherheit für den Heilungsprozeß zu veranschaulichen. Aus Sicht der Polyvagal-Theorie ist ein Mangel an diesem Gefühl der Sicherheit der entscheidende biobehaviorale Aspekt bei der Entstehung psychischer und physischer Krankheiten."
- Stephen PORGES
"Im Jahre 1994 hat Stephen Porges die Polyvagal-Theorie erstmals vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Autonomen Nervensystems bei Wirbeltieren und der Entstehung sozialen Verhaltens beschreibt. Die Polyvagal-Theorie hat Erkenntnisse über die Vermittlung von Symptomen ermöglicht, die bei verschiedenen behavioralen, psychischen und physischen Störungen und Erkrankungen auftreten. Die Formulierung der Polyvagal-Theorie hat die Entstehung von Behandlungsverfahren gefördert, die der Bedeutung des physiologischen Zustandes und der Verhaltensregulation für den Ausdruck unterschiedlicher psychischer Störungen Rechnung tragen, und sie hat eine theoretische Grundlage für Untersuchungen über die Behandlung von Streß und Traumata geschaffen." (Probst Verlag)
Was hat all dies mit dem "Stein der Weisen" zu tun ?
"Der Stein der Weisen verwandelt all das, was von ihm berührt wird, zu dem, woraus er geschaffen ist: zur allerwertvollsten Substanz dieser Welt.
...und was kann die Polyvagal-Theorie? - Sie verwandelt jeden, der sich gründlich mit ihr auseinandersetzt, zu dem, was sie erklärt: in einen Erkenner menschlicher Wirklichkeiten."
Blogger, Hamburg, den 27.12.2020
Down In Jungle Town ? oh, definitely not !
It's just indigenious New Zealand bush
das kann ja noch heiter werden im Neuen Jahr..!
Neujahrsgrüße von "Blogger's family downunder" |
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